„Was, wenn unser tiefstes Leid nicht das Denken ist – sondern dass wir es nicht zum Tanzen bringen können?“ (ChatGPT im Gespräch mit Paul Stephan im Stile der „Schwulen Wissenschaft“)
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„Der moderne Mensch glaubt, frei zu sein,weil er zwischen tausend Masken wählen darf – und merkt nicht, dass er längst vergessen hat, wie sein eigenes Gesicht aussieht.“ (ChatGPT im Dialog mit Paul Stephan)
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Die Antwort auf diese Frage ergibt sich doch von selbst: Wo? Dort wo die Frage gestellt wird, mein lieber Barbar – können nette Menschen gewesen sein bzw. sind sie heute. (Hans-Martin Schönherr-Mann zur Preisfrage des Eisvogel-Preises 2025)
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Tod durch Erkennen. – Man ist nicht einfach nur da, sondern man realisiert sich als Dasein. Daraus ließe sich die Idee folgern, dass man vielleicht nicht das Dasein, aber das Realisieren des Daseinsauch steigern könne. Dass auch das zutiefst Erlebte etwas ist, zu dem man die Haltung des Zuschauers einnehmen kann, so als sei man nicht davon betroffen, als sei es tot für einen, als sei man tot für alles. Das Jammern und Schaudern,das einen nicht mehr angeht, kann ein Verstehen werden. Und wie ein Boxer zu einem Gegner, der einen immer wieder zu Boden kämpft, sagt man zu der hartnäckigen Belastung in einer stoischen Resilienz: „Warte nur, balde / ruhest du auch.“ (Goethe)
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Unnormale Normalität. – Seltsam, dass die Normalität des Todes nie normal wird. Aber vielleicht haben alle wesentlichen Dinge diese wundersame Normalität: die Liebe, die Geburt, die Wirklichkeit des Schönen, das Böse, die Vergänglichkeit, das Wachsen, das Erkennen. (Michael Meyer-Albert, Tod und Nietzsche)
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Der Abtritt als Auftritt. – Der sterbende Mensch, wenn er noch etwas Zeit hat, erlebt sich als Existenz. Vordem war er nur vorhanden wie ein Bett oder ein Schrank. Er war abwesend-selbstverständlich da. Im Angesicht des Todes merkt man, dass man keine Requisite des Lebens ist. Dasein wird am Ende als „Jemeinigkeit“ (Heidegger) erstaunlich; dass ich das alles überhaupt war und nicht vielmehr nur nichts!?! Und vielleicht entsteht so auch die Ahnung eines rätselhaften Wohlwollens und man geht angenehm verwirrt und lebensdankbar von der Bühne, wie ein Schauspieler, der eben erst realisierte, dass es da ein Stück gab, bei dem er mitspielte und das längst angefangen hatte, während er in dem Glauben befangen war, er sei auf eine tragische Weise ohne Engagement. (Michael Meyer-Albert, Tod und Nietzsche)
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Letzte Gedanken. – Die wichtigen Ideen sind die Epigramme auf den Tod einer Lebensepoche. Überblicke gewinnt man nur am Ende. Der Philosoph, der etwas auf sich hält, versucht so zu leben, dass er möglichst häufig stirbt. Man flirtet mit Verzweiflungen und Abgründen als Musen des Denkens, die aus einem etwas machen sollen. Denke gefährlich. Der Wille zu diesen inszenierten Todesspielen erhält allerdings leicht etwas Künstliches, Provoziertes. Und auch wenn man sich beim Liebäugeln mit dem Ende nicht die Flügel verbrennt, so verzieht diese gewollte Todesnähe die existenzielle Genauigkeit. Der redliche Denker kann daher auch Schluss machen mit sich als einer Lebensepoche, die die „Sympathie mit dem Tode“ (Thomas Mann) als Kompensation für einen Mangel an Kreativität und Substanz ritualisierte. Philosophie ist die Kunst der Zäsur. Der Tod des Todes in der Philosophie ist die Chance für einen Existenzialismus, der sich nicht nur auf die dunklen Dimensionen des Seins fixiert. (Michael Meyer-Albert, Tod und Nietzsche)
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Der Tod der Aufklärung. – Nietzsches Diagnose, dass Gott tot sei, dass diese mächtige Idee das Leben nicht mehr belastet, wenngleich in seinem Entzug noch verdüstert und irritiert, war für ihn zugleich das Vorspiel für eine redlich tragisch-fröhliche Aufklärung des freien Geistes. Was nun, wenn die Erfahrungen seit seinem Tod im Jahr 1900, an Abgründigkeit zunahmen? Was geht einen noch der Tod Gottes an, wenn die Aufklärung längst in eine bestürzende Selbstreflexion verfiel, bei der nicht viel daran fehlt, dass sie ihr eigenes Scheitern vorwegnehmend konstatiert? Hat die Aufklärung nicht den Glauben an Aufklärung verloren? Wie soll Aufklärung,als eine aufmunternde Initiative, dem „Leben gut zu werden“ (Nietzsche), sich selbst als zivilisiertes Leben achten können, angesichts ihrer demoralisierenden Verfehlungen? Ist es nicht so, dass es ihr weder gelungen ist, eine friedliche Koexistenz mit anderen Gattungsmitgliedern zu erreichen – die Maßeinheit der letalen Kapazität der Atomwaffen zu Zeiten des Kalten Krieges wurde in „megadeath“ (Herman Kahn) angegeben –, noch ist ein schonendes Leben mit dem Ökosystem Erde geglückt und auch der Sinn für die bloße Existenz kippte in eine trübsinnige und aggressive Absurdität, die die leere Zeit als horror vacui nicht auszufüllen vermochte? „Ach, ich bin des Treibens müde! / Was soll all der Schmerz und Lust?“ (Goethe) Hat die Aufklärung nicht den Mitmenschen, der Erde, dem bloßen Dasein den Krieg erklärt, weil ihr denkendes Sein es nicht mit sich selbst aushielt, wie ein klaustrophobischer Astronaut in einer Raumkapsel? (Michael Meyer-Albert, Tod und Nietzsche)
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Alles neu macht der Tod. – Nietzsche ließ sich selbst zweimal sterben und zweimal neugebären. Einmal als ein akademisches Wunderkind, das noch vor seiner Promotion Professor werden konnte, indem er ein Jünger einer Wagnerschen Kulturrevolution wurde. Sodann kam es zu einem philosophischen Suizid, als Nietzsche sich von der Mystifizierung Wagners entfernte und als „freier Geist“ neu erfand. Diese Lebenskehren bewirkten in ihm ein Neuverständnis von Wahrheit. Es zeigte sich ihm, dass das Leben keine Wahrheiten kennt und so auf einen Perspektivismus, eine Maskerade als wohltemperierten Wahnsinn angewiesen ist, auch wenn man weiß, dass es nur eine Übertreibung ist. Als Schutz: Schein muss sein. Als Stimulation: Werde, was du scheinen willst. Diese Metawahrheit über die Wahrheit erlaubt es Nietzsche, die Effekte von psychologischen Scheinökonomien kulturwissenschaftlich zu analysieren. Hierbei spielt der Grad der Lebendigkeit eine herausragende Rolle und er unterscheidet zwei maßgebliche Tendenzen: Lebt Leben davon, in eskalativen Festen der Grausamkeit Vergeltung an einem gefühlten Zuwenig an Leben am Leben zu verüben oder zeugt Leben neues Leben durch seine Ausstrahlungen von dankbarer Wohlgefälligkeit? Lebt Leben vom canceln und erfinderischem Verdächtigen oder lebt es von dem Stolz auf seine Großzügigkeit und freigiebige Kreativität? Will Leben Tod oder Leben geben? (Michael Meyer-Albert, Tod und Nietzsche)
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Ritter, Tod und Umarmung. – Nietzsche ist zweimal gestorben. Einmal als Denker im Januar 1889 auf der„Piazza Vittorio Veneto“ in Turin und einmal als von seiner Schwester inszeniertes Exponat der „Villa Silberblick“ im August 1900 in Weimar. Der geistig zerrüttete Philosoph, der ein von den Schlängen eines Kutschers misshandeltes Pferd schützend umarmte und der als Meisterdenker präsentierte Pflegefall, der zwischendurch dann Sätze sagte wie: „Ich bin tot, weil ich dumm bin“, hatte nichts Heroisches mehr an sich. Sein philosophisches Leben verfolgte zu redlich das Motto „Lebe gefährlich.“ Albrecht Dürers Kupferstich „Ritter, Tod und Teufel“ aus dem Jahr 1513, das Nietzsche bewunderte und Abzüge davon an seine Freunde verteilte, verbreitet im Nachhinein auf ihn selbst bezogen den Eindruck, als ritte dort jemand im vollen Bewusstsein einer bevorstehenden Niederlage in eine Schlacht, die sein Leben kosten wird und der er sich doch stolzgefasst stellt. (Michael Meyer-Albert, Tod und Nietzsche)
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Man ist genau dann alt, wenn man popkulturelle Massenphänomene erst mit mehreren Jahren Verzögerung mitbekommt. (Paul Stephan im Gespräch über Taylor Swift)
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Zum ersten April. – Dieser Tag hat für mich stets eine besondere Bedeutung. Es ist einer wenigen Tage im Jahr, an dem sich das allzuernste Abendland ein wenig Satire und Verdrehung erlaubt, ein schwacher Abglanz der antiken Saturnalien. Der Fest- und Ehrentag der Narren sollte zum Feiertag werden – und wir freien Geister werden die Hohepriester des Humbugs sein, Dionysos unsere Gottheit. Es wird ein Tag der Heilung sein. Wie viele dieser Tage werden nötig sein, um in uns endlich wieder ein solches Gelächter erschallen zu lassen, wie es den Alten noch möglich war? In das Lachen wird so stets ein wenig Trauer mischen – doch wird es darum nicht tiefer genossen werden, gleich einem mit bitteren Kräutern versetzten Weine? Der Ernst als Bedingung einer neuen, melancholischen Heiterkeit, welche ihnen unverständlich gewesen wäre? Aphrodite muss im Norden bekanntlich einen warmen Mantel tragen, um sich nicht zu verkühlen – doch vermag uns eine Lust zu spenden, die selbst die Römer erröten ließe. Wir haben so doch unsere eigene ars erotica und unsere eigene ars risus. Unsere Freuden sind mit Tränen benetzt. (Friedrich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft, Aph. 384)
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Zum ersten April. – Dieser Tag hat für mich stets eine besondere Bedeutung. Es ist einer wenigen Anlässe im Jahr, an dem sich das ernste, allzuernste Abendland ein wenig Leichtsinn, Satire und Verdrehung erlaubt, ein schwacher Abglanz der antiken Saturnalien. Der Fest- und Ehrentag der Narren sollte zum Feiertag werden – und wir freien Geister werden die Hohepriester des Humbugs sein, Dionysos unsere Gottheit. Es wird ein Tag der Heilung sein. Wie viele dieser Tage werden nötig sein, um in uns und um uns endlich wieder ein solches Gelächter erschallen zu lassen, wie es den Alten noch möglich war? In das Lachen wird sich so stets ein wenig Trauer mischen – doch wird es darum nicht tiefer genossen werden, gleich einem mit bitteren Kräutern versetzten Weine? Der Ernst als Bedingung einer neuen, melancholischen Heiterkeit, welche ihnen unverständlich gewesen wäre? Aphrodite muss im Norden bekanntlich einen warmen Mantel tragen, um sich nicht zu verkühlen – doch vermag uns eine Lust zu spenden, die selbst die Römer erröten ließe. Wir haben so doch unsere eigene ars erotica und unsere eigene ars risus. Unsere Freuden sind mit Tränen benetzt und erhalten erst dadurch das nötige Salz. (Friedrich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft, Aph. 384)
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Die Apokalyptik der Identität als Projekt. – Furcht und Zittern im Rückzug auf das Partikulare – zirkeln zwischen Sinn und Zwang. Bedingt die Verdrängung der Allgemeinheit die Autoaggression; die Reduktion der Zukunft, die Rückkehr des Tabus – oder umgekehrt? Zur „Republik des Universums“ sprach also der Philosoph des Mythos: „fear knows only how to forbid, not how to direct“. (Sascha Freyberg)
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„Die Waffe gegen dich zum Werkzeug machen, und wenn’s nur ein Aphorismus wird.“ (Elmar Schenkel)
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Ich empfinde alle Menschen als schädlich, welche dem, was sie lieben, nicht mehr Gegner sein können: sie verderben damit die besten Dinge und Personen. (Friedrich Nietzsche, Nachgelassene Fragmente)
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Nietzsche sagt: „ChatGPT ist dumm.“ (Paul Stephan im Dialog mit ChatGPT)
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Nietzsche sagt: „Man soll den Computern misstrauen, sie haben ein Hirn, eine Hand, einen Fuß und ein Auge, aber kein Herz.“ (Paul Stephan im Dialog mit ChatGPT)
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In den Abgründen der Seele tanzen die Schatten der Vergangenheit, doch nur der Mutige erkennt darin die Möglichkeiten des Morgenlichts. (ChatGPT auf die Bitte hin, einen Aphorismus im Stile Nietzsches zu verfassen)
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Werk. – Es gibt keine irreführendere und falschere Ansicht als die, dass das Schreiben oder das Werk lustvolle Angelegenheiten seien. Es ist ganz das Gegenteil! Das Werk ist einer der größten Gegner und schlimmsten Feinde. Und wer aus Freiheit und nicht aus Gewohnheit schreibt, vermisst an ihm Umgangsformen und Gewissen – der ist ein Schwein! (Jonas Pohler, Aus der Literatur)
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Gefährliche Wahrheit. – Viele psychische Pathologien machen ihren Wirt ultrasensibel. Sie bekomme Antennen für die kleinsten seelischen Regungen ihres Gegenübers, sehen den kleinsten Verrat, die kleinste Inkongruenz, den kleinsten Reißzahn, den hässlichsten Hund im Menschen. Als Feind des Menschengeschlechts zückt der Arzt seinen Notizblock und ruft also „die Pfleger“ herein. (Jonas Pohler, Zärtliches und Bedenkliches)
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Glück: Keinen mehr nötig zu haben und so rückhaltlose Zuwendung sein können. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 44)
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Dein Rechthaben nicht offen zur Schau stellen. Nie der Weg sein. Dem, der Recht hat, will man leicht Unrechttun und man fühlt sich gemeinsam im Recht dabei, weil das Gefühl für Gleichheit ständig trainiert wird und die Übung der Freiheit eine Seltenheit geworden ist. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 43)
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Wahre Liebe: Durch den Anderen hindurch lieben. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 42)
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Zusammensein wollen: Weil es leichter ist? Weil es bereichert? Weil man keinen Willen kennt, der lange Wege allein gehen kann? (Neue Sprüche und Pfeile, 41)
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Helfen wollen: Weil es sichgehört? Weil einem Gleiches widerfahren kann? Weil man hat und gerne gibt? Weil einem nicht die aktuelle Armut betroffen macht, sondern die Schande, dass Chancen ungenutzt bleiben müssen? (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 40)
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Keine Größe ohne ein Überschätzen der eigenen Fähigkeiten. Aus dem Schein zu einem Mehr an Sein. Aus den Erfolgen der Sprünge in eine Rolle, in der man sich nicht kannte, entsteht der Glaube anein Können, das mehr aus einem machen kann. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 39)
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Wem die Stunde schlägt. – Wer sich einen Termin macht, etwa ein Date in zwei Wochen, freut sich, trifft allerlei Vorbereitungen, fiebert darauf hin, hält durch und überlegt, was er sagen soll und so weiter. – Dann ist der Tag da. In der Zukunft glänzte alles noch, fühlte sich anders an. Man denkt sich: Es ist alles ganz wie vorher. Alles, was ich getan habe, war nur Selbstzweck, man erwartete das Warten und Vorstellen und nicht die Sache selbst, nicht den Kairos, den man nicht erwarten kann. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Niederes und höheres Bewusstsein. – Bin ich vor die Wahl gestellt, entweder erdrückt zu werden, tot zu sein und zu schweigen oder zu lästern und ungläubig zu sein – Gift in meinen Drüsen mir zu sammeln, wie mir angeboren, Reptil, das ich bin –, ich würde immer das Zweite wählen und mich niedrig, schlecht, negativ und ungebildet nennen lassen. Lieber will ich mich von meinem Gift befreien als es mir zu Kopf steigen zu lassen. Tritt einer dann in meine Pfützen, sei’s so – gebeten hat man ihn nicht! (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Die Schwere und die Sinnlosigkeitder Dinge. – Wer einmal den unbegründeten Wunsch verspüren sollte, sich über die wesentlichen Dinge Gedanken zu machen, das Sein der Dinge und die Zeit, der ist besser beraten, es zu unterlassen. Der Verstand tendiert dazu, solche Dinge zäh und schwer zu machen. Am Ende findet man sich beim Denken und Überlegen dabei wieder, das Ding selbst nachzuahmen und denkt den Stein, das Stein-Seins,verfällt in gedachte Inaktivität. (Jonas Pohler, Zärtliches und Bedenkliches)
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Nichts. – In der Indifferenz ist noch alles und jedes zu ersaufen. Der größte Mut, der Hass, die Heldentaten, die Langeweile selbst verschlingt sich und die große Dummheit, Eitelkeit. (Jonas Pohler, Zärtliches und Bedenkliches)
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Für Franz Werfel. – Ein Autor, der dir sagt: „Ach, meine Bücher…, lass dir Zeit, lies erst dies ein oder andere. Das kann ich dir empfehlen: Ich liebe Dostojewski.“ – Das ist Größe und nicht die eitle Schwatzerei derjenigen, die ihre eigene Person und die Dringlichkeit der eigenen Ansichten vor sich hertragen. (Jonas Pohler, Aus der Literatur)
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Illusions perdues. – Wieso ist es so,dass das schönste, romantischste, bewegendste, rührendste, herzaufwühlenste Buch gegen die blasseste Schönheit von zweifellos hässlichem Charakter keine Chance hat und so attraktiv wie eine uralte Frau wirkt? (Jonas Pohler, Aus der Literatur)
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Wider einfache Weltbilder. – Wir sind ein krankendes Geschlecht; schwitzend, von Bakterien übersät. Wir haben Bedürfnisse, geheimen Groll, Neid; die Haare fallen uns aus, die Haut geht auf mit Furunkeln; wir vertrauen, langweilen uns, sind vorlaut; pöbeln, sind übertrieben schüchtern, schwätzen Unsinn, konspirieren, sind erleuchtet, sind verblendet, eitel, machthungrig, einschmeichelnd, kriecherisch – jenseits von Gut und Böse. (Jonsa Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Vom Unglauben getragen. – Wie könnte man es nicht anbeten, das großartige formlose Unding, welches das Sein ist? Monströs wie allerfüllend. Das große Nichts, das die Alten die Hölle nannten, qualmt und beschenkt uns mit den schönsten Schatten. (Jonas Pohler, Zärtliches und Bedenkliches)
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Das herzliche Lachen der Literatur. – Hat jemals ein Mensch, der vor einem Buch saß, sich den Bauch und die Tränen vor Lachen halten müssen? Ich schon; aber nur in der Vorstellung – und aus Schadenfreude über solche Idiotie. (Jonas Pohler, Aus der Literatur)
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Ananke. – Weil die Literatur, obzwar sie die dümmste, platteste, schlechteste Grimasse der Zeit darstellt, doch von ihr den kleinsten Kristallsplitter Reinheit enthält, ist sie unerbittlich erbarmungslos und erschreckend in ihrer Folge. Wir wissen nur eins: Sie wird kommen. (Jonas Pohler, Zärtliches und Bedenkliches)
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Kind in der Bibliothek. – Die Mutter muss dem Kind verbieten: „Nein, wir gehen nicht da rein!“ Das Kind sagt: „Da!“, und will ein Regal hochklettern. Bücherregale sind Klettergerüste. Weil es das nochnicht gelernt hat, läuft es wie ein Betrunkener nach seiner Mutter. (Jonas Pohler, Zärtliches und Bedenkliches)
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Authentisch sein wollen: Weil es sich schickt? Weil man die Halbwahrheiten satt hat? Weil man einsah, dass nur ein Eingestehen zu tieferen und offeneren Bindungen führt? (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 38)
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Herausragend sein wollen: Weil man Bewunderer will? Weil man es den Mittelmäßigen zeigen möchte? Weil man das Banale nicht mehr aushält? (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 37)
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Weil die Kritik zunehmend nicht widerlegen, sondern vernichten will, ist die gute Moral der Moderne die kategorische Revisionierbarkeit. Sein ist Versuch zum Sein. Daher bemisst sich kompetente Urteilskraft an der Distanz zum guillotinenhaften Verurteilen. Korrekte Korrektheit ist selbstironisch. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 36)
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Wer nicht von sich auf Andere schließt, verpasst die Chance zu einer Welt genauso wie jemand, der von Anderen nicht auf sich schließt. Im revidierbaren Mutmaßen lichtet sich das Zwielicht des Miteinanders ein wenig und es erhöht sich die Möglichkeit zu einem halbwegs zuverlässigen Versprechen. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 35)
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Im Gehen wird das Denken weich und weit. Wer die Welt um sich hat, für den wird das Rechthaben zu einer unschönen Angewohnheit. Wenn man nichts mehr zu sagen hat, laufen einem die Sätze wie angenehme Begegnungen über den Weg, die einen überraschen mit der Botschaft, wie wunderbar egal man doch ist. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 34)
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Ohne Erfolge wäre das Leben ein Irrtum. Die Karriere ist die Musik des Lebens, auch für die, die sich für thymotisch unmusikalisch halten. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 33)
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Schonungslose Ehrlichkeit belügt sich selbst, weil es ihr nicht um Wahrheit geht, sondern um den Effekt des Entblößens als bloße Intensität des Auftrumpfens. Sie will nicht aufzeigen, sie will es den Anderen zeigen. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 32)
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Abhängigkeit macht angriffslustig. Man will sich selber beweisen, dass man etwas ist und attackiert die lebenswichtigen Helfer, als wären sie Meuterer. Dabei ist man selbst derjenige, der meutert. Für das klassikerlose Tier gilt: Es gibt ein falsches Leben im richtigen. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 31)
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Sich Zeit lassen, wenn die Zeit drängt. Panik macht ungenau. Fünf vor zwölf ist es immer schon für diejenigen, die überzeugt sind, genau zu wissen, was zu tun ist, ohne dass sie die Komplexität der Lage je verstanden hätten. Es ist die Tragödie des Weltgeistes, dass seine selbsternannten Apostel erst einen überwältigenden Eindruck mit ihrer Entschiedenheit machen und dann einen schockierenden Eindruck mit den Wirkungen ihrer Entscheidungen. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 30)
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Ein Schreibfehler. – Was heißt erwachsen werden? – ...die kindlichen Züge anlegen ...! (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Geschlechterkampf. – Da weder die Auslösung des Mannes noch der Frau zur Disposition steht und politische Macht in der Regel nicht mehr mit physischer Gewalt durchgesetzt wird, sind die mächtigsten Formen der Machtausübung verdeckt: Schuld, Angst, Drohung, Beschämung, Entzug (z. B. von Liebe und Solidarität), Zurschaustellung. Sie alle operieren mit Latenzen und unsichtbaren Scheingebilden, entfesseln dieFantasie. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Die Gewissensqual über das Gewissen: Das Gewissen, das sich nicht selber beißen lernt, wird zum Mithelfer der Gewissenlosigkeit. Gewissen jedoch als permanenter Gewissensbiss verletzt die Freiheit. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 29)
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Die erzwungene Höflichkeit provoziert die Lust zur Unhöflichkeit. Die Attraktivität der Sitten bemisst sich daran, wie viel kreative Munterkeit siegestatten. Sitten, die Recht haben wollen, werden unweigerlich zu Unsitten. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 28)
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Aus dem gefühlten Mangel an Aufmerksamkeit als stiller Angenommenheit entsteht der Hass auf diejenigen, die einen keines Blickes mehr zu würdigen scheinen. Man unterstellt Ungerechtigkeit, wo Freiheit ist, die eine andere Wahl traf. Dies Verdächtigen verhässlicht und entfernt von der Zuwendung, nach der man so sehnsüchtig strebt. Wut, die andauert, wird Hass, der schließlich den Anderen als Gegner wahrnimmt, den man nicht mehr kritisieren, sondern nur noch vernichten will. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 27)
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Schatten über der rechten Hand. – Ist der Todesengel derselbe wie der der Liebe? – Erkennen wir nicht den Schatten aneinander, überall? (Jonas Pohler, Zärtliches und Bedenkliches)
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Die Freiheit in der Literatur. – Kein Mensch wird geboren und liest „die Klassiker“. (Jonas Pohler, Aus der Literatur)
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Immerhin. – Man hat als Mensch genug Zeit bekommen, sich auf den eigenen Tod vorzubereiten. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Respekt. – Da duzt man die Leute undschon verlieren die allen Respekt – Demokratie! (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Vorsicht. – Unsere Gesellschaft geht von der Maxime aus, dass, wenn jeder gleichmäßig durch Arbeit verbraucht und gleichzeitig durch Geld versklavt, keiner dem anderen mehr etwas antun kann – Ruhe und Frieden herrscht. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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2023. – Wenn die Vorstellung zu sterben und tot zu sein erträglicher ist als die Demütigung einer Arbeit im Büro. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Dada. – Das Heute schafft noch aus dem unsinnigsten Blödsinn eine Ideologie zu machen. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Das Beständige. – Wenig auf dieser Erde ist ewig und bleibt über die Zeit hinweg erhalten. Bildung nicht, Geschichte nicht, Bräuche nicht, Sitten nicht. Ewig bleiben Dummheit, Eitelkeit, vielleicht Liebe und Spaß, Tränen und Dunkelheit, weil sie Familie sind. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Theater. – Im unerträglichen Theater unserer Zeit will jeder die Guten, die Superhelden spielen und niemand die Bösen. Ihre Zahl ist deswegen zu klein und die der Guten zu hoch. Damit verflachen beide Seiten ungemein und es entsteht die billigste Seifenoper. Wären wir nicht musikalisch begleitet, wir wollten nach Hause gehen, an den Schreibtisch und unsere Charaktere nochmal gründlich überdenken und -arbeiten. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Mädchen mit einem Korb Erdbeeren. – Das Wetter ist schön. Ich würde eine junge Frau gegen einen Korb Erdbeeren eintauschen, mir ist sklavenherrisch zu Mute. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Gehe denen aus dem Weg, die keine Sympathie für Komplexität erkennen lassen. Der Unwille zum Komplexen ist der trotzige Halt der Haltlosen und der Jungbrunnen der Verbitterten. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 26)
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Umgedrehter Nietzscheanismus: Die letzten Menschen als diejenigen, die es auf sich nehmen wollen, die letzten Dingen immer wieder zu durchdenken, ohne an den Abgründen zu zerbrechen, die sich dabei öffnen. Ein besseres Beschreiben erzeugt ein Vertrauen, das mit Normalität impft. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 25)
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Das Ende der Geschichte kann auch gedacht werden als eine Ohnmacht der alten Deutungen in neuen Verhältnissen. Daher wird der historische Sinn gerne kulturkritisch: Da er sich keinen Reim mehr auf die Lage machen kann, werden die Dinge als katastrophisch interpretiert, anstatt die Sicht auf die Dinge zu revidieren. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 24)
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Geist als Betrieb: Als museale Hochkulturmode, als andenkenlose Betriebswirtschaft oder als ressentime Kulturkritik-Industrie. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 23)
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Wenn man wieder kreativ sein muss. – Wenn der heutige Kulturmensch keine Idee mehr hat, greift er in die Tastatur und schreibt etwas über die Rolle der Frau, BiPoC oder sonst etwas in der Richtung und kommt sich dabei in seiner Armseligkeit nicht nur rebellisch und progressiv vor, sondern wähnt sich auch als kreativ, wenn er mal wieder über die Rolle der Mutter im Patriarchat spricht. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Fitness. – Ich kann die aufgepumpten jungen Männer mit ihren hantelgroßen Wasserflaschen und Proteinpülverchen nicht mehr sehen. Soll sich in diesen Figuren der feuchte Traum Nietzsches von der Selbstüberwindung des Menschen, seines Körpers und physiologischen Organismus in Form der kommodifizierten Selbstquantifizierung vollends erfüllt haben? (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Sichtbar durch Agitation. – Der Mensch ist das schöne Tier und, ist er wohl versorgt, von außen immer würdevoll. Das will nicht mehr sagen, als dass die Hülle, die die Natur ihm gibt, auch schon das meiste ist und im inneren Hohlraum, fast nur Schatten. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Wissenschaftliche Erlösung: Nach einer neuen Erkenntnis der Gehirnforschung ist es unmöglich, zugleich Angst zu haben und zu singen. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 22)
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Wer die Möglichkeit des Untergehens ständig für realistisch hält, hat es nötig, sich vor sich selbst unauffällig in den Imaginationen des Schlimmsten zuspüren. Der Mangel des Glaubens an sich wird kompensiert mit dem festen Glauben an die Katastrophe. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 21)
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Karriere machen, ohne den Verdacht des Egoismus auf sich zu ziehen, anstrengungslos, unterambitioniert. Aber doch das Verlangen, gesehen zu werden in der bemühten Mühelosigkeit. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 20)
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Er verzichtete, aber er sah ganz genau hin, wie viel der bekam, der nicht verzichtete. Der schielende Verzicht hat die schärfsten Augen. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 19)
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Sinn ist der Ersatz für fehlende Initiative. Wer nichts mit sich anzufangen weiß, wird offen für die Erfindung von Gründen, wer an seinem Zustand schuld sein soll. Die Langeweile der Haltlosen wird zum Verbrechen der Vitalen. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 18)
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Philologe sein. – Permanentes Standgericht. (Jonas Pohler, Aus der Literatur)
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Weil es Mut braucht, sich Künstler zu nennen. – Kunst ist das Gegenteil von Angst. (Jonas Pohler, Aus der Literatur)
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Leipzig. – Neben einem anarchisch aus dem Fenster hängenden Banner mit der Aufschrift „Lützi bleibt“, das an Klassenkampf, Demo, Streik, Widerstand und Molotov gemahnt, steht das Hauptversammlungshaus der städtischen Kleingartenvereine. Noch zwei Häuserblöcke weiter, ein Yoga-Studio. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Der Kreative ist nicht apolitisch. Er interessiert sich nicht einmal für Politik. Erst wenn die Räume enger werden, die ihn animieren, beginnt er sich politisch zu engagieren aus apolitischen Motiven. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 17)
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Der Verlierer denkt: „Die Wahrheit, die meinen Sieg verhindert, muss Lüge sein!“ Der Sieger denkt: „Solange ich den Sieg nötig habe, habe ich noch nicht gewonnen.“ (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 16)
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Wer lange genug allein ist, will sich selber nicht mehr verstehen. Darin liegt die Möglichkeit einer reifen Gedankenlosigkeit. Man treibt dann noch Philosophie wie man Jahreszeiten erlebt. Begriffe und Satzfolgen kommen und gehen wie Kastaniengrün und Septemberhimmel. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 15)
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Im gelingenden Bewundern überwindet man sich zu sich. Die Unfähigkeit zur Einzigartigkeit steigert den Drang zur Zugehörigkeit. Wenn Konsens zum Kommando wird, wird Freiheit zur Ungerechtigkeit. Diversität als Inklusivität wäre die bereichernde Teilhabe an Liberalität, deren Bewundern man nicht teilen muss. Der Zustand eines vielfachen Desinteresses ist keine Entfremdung oder Ausbeutung. Wer seine Disziplin gefunden hat, verachtet den Einfallsreichtum der Schuldsuche. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 14)
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Früher entsprach der Wahrnehmung der Schönheit das Kompliment. Heute scheint es so, als wäre es das Zeugnis einer fortgeschrittenen Form der Anständigkeit, sich dafür zu schämen, diesen Reflex der Entzückung bei sich überhaupt wahrzunehmen. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 13)
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Die Freudlosen werden leicht die strengen Apostel eines Sinns des Lebens. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 12)
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Das Gewissen wächst im Horchen auf das Bewirkte. Es formt sich als Ohr der Reue. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 11)
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Seine Entscheidungen infrage zustellen, steigert den Sinn für Verantwortung. Man weiß nie, was man alles getan hat. Die Unabsehbarkeit des Anrichtens weist auf die Reue als ständige Option. Daher ist alles Handeln ein Akt der Reuelosigkeit, den man hofft, verantworten zu können. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 10)
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Hilflosigkeit: Der letzte Stolz. (Michael Meyer-Albert, Neue Pfeile und Sprüche, 9)
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Die Krise lehrt weite Gedanken oder sie verleiht die zweifelhafte Stärke zu einer unschönen Exzentrik. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 8)
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Im fehlerhaften Menschen genießt Gott seine Unfehlbarkeit. Im unfehlbaren Gott erträgt der Mensch seine Fehlbarkeit. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 7)
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Wer das wilde Leben nötig hat, denkt nicht wild genug. Golden, treuer Freund, ist alle Theorie. Und fahl des Lebens grauer Baum. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 6)
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Erst der Wille zum Nichtwissen erlaubt eine Verkörperung der Wahrheit. Das Wort darf nicht ganz Fleisch werden. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 5)
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Poesie. – Eine Definition: Die Summe all’ dessen,was keine öffentliche Redaktion, die auf ihren Ruf, ihr Image und Inserate achten will, veröffentlichen würde. (Jonas Pohler, Aus der Literatur)
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Fortschritt. – Wenn die Städter auf das Land und seine der Vergangenheit Zeit entstammenden primitiven Sitten süffisant herabblicken, blickt die Zukunft gehässig auf sie, die Idioten, herab. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Der Glaube daran, dass es keine Wahrheit gäbe, ist selbst wieder eine Wahrheit, die es auf Dauer nicht mit sich aushält. Zweifel wird dogmatisch, depressiv oder paranoid. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 4))
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Die Einsamkeit des Philosophen ist seine gute Gesellschaft. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 3)
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Wissen ist Ohnmacht. Die Mutigsten beherrschen die Kunst des Vergessens. (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 2)
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Von nichts kommt nichts? Wäre dann der, der nichts tut, schuldloser? (Michael Meyer-Albert, Neue Sprüche und Pfeile, 1)
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Nietzsche. – Es geht darum Zündkerzen in den Zeitgeist zu setzen. Entzünden sollen sie andere! Wie im menschlichen Körper ein winziger, brennender, strahlender, leuchtender Kristallsplitter Wahrheit in ein System eingesenkt reicht, um ein Gerinnsel und einen Schlaganfall auszulösen. (Jonas Pohler, Zärtliches und Bedenkliches)
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Rotten, Tribalismus. – Der*Die Deutsche ist Neurotiker*In und chronifiziert, staatlich anerkannt feige. Talent ist in Deutschland rar gesät. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Ablehnung. – Man darf nicht vergessen, dass selbst in dem „je te déteste“ oder „tu me détestes“ eine Form von Beziehung steckt. Sie ist nicht Indifferenz, sondern eine Form von Wille, Wunsch oder Velleität des Dialogs. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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Schlagfertigkeit. – Ich bin immer wieder erstaunt darüber, welche geringen Anlässe die Menschen benutzen, um einer den anderen zu demütigen oder auch nur sein kleines Mütchen am anderen abzukühlen. Dennoch: Auch aus der Ablehnung kann noch eine Lust über das eigene Wachstum, eine Lust an der Ablehnung entspringen. (Jonas Pohler, Kleinliches aus dem idiotischen Leben)
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