Wer war Friedrich Nietzsche?
Einleitung: „Ich bin kein Mensch, ich bin Dynamit“1
Wer war diese geistesgeschichtliche Ausnahmeerscheinung, die sich selbst als „Dynamit“ bezeichnete und auch als solches wahrgenommen wurde? Was lehrte sie? In welchem Kontext entstanden diese Gedanken? Wie entfaltete sich ihre Wirkung? Und was können wir heute von ihr lernen?
Der Verein Buser World Music Forum hat es sich zur statuarischen Aufgabe gemacht, die Werke des Philosophen Friedrich Nietzsche einer breiten Öffentlichkeit näher zu bringen. Dies soll unter anderem über diese Internetseite geschehen, geplant sind aber unterschiedliche Projekte und Veranstaltungen. Der folgende Artikel soll einen groben Überblick über Nietzsches Leben, Werk, Wirkung und Aktualität und damit eine erste Orientierung für eine vertiefte Beschäftigung geben.
Inhalt
I. Nietzsches Grundgedanken
I.1 Das Fragment als Prinzip
I.2 Schöpfung vs. Nihilismus
I.3 Sklaven- vs. Herrenmoral
I.4 Lebenskunst und individuelle Befreiung
II. Nietzsches Leben bis zu seiner ersten Publikation
III. Nietzsches produktive Zeit
III. 1 Vom Wagnerianer zum Freigeist
III.2 Die lichten Jahre
III.3 Das reife Werk
III.4 Breaking bad
IV. Nietzsches letzte Jahre
V. Nietzsches Nachwirkung
VI. Fazit: Nietzsches Vermächtnis
Quellen und ausgewählte Bibliographie
I. Nietzsches Grundgedanken
I.1 Das Fragment als Prinzip
Die meisten von Nietzsches Texten zeichnet ihr fragmentarischer Charakter aus. Er verfasste nie ein eigentliches System, sondern gilt vielmehr als Meister der Aphoristik. Viele seiner Schriften widersprechen sich, seine Texte sind teilweise sogar in sich paradoxal und verweigern sich einer eindeutigen Sinnzuschreibung. Dies macht es nicht einfach, überhaupt zu benennen, was Nietzsches Grundgedanken sind.
Diese Form ist Programm. Nietzsche schreibt selbst: „Der Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit.“2 Für ihn ist Wahrheit ein „[e]in bewegliches Heer von Metaphern“3. Dies macht wesentlich seine philosophische Radikalität aus: Er kritisiert vehement die Auffassung, dass es eine absolute Wahrheit gäbe, die die Philosophie wiedergeben könnte, stattdessen allenfalls partikulare, relative und vergängliche „Perspektiven“ auf die Welt, durch die hindurch wir sie vielleicht besser erfassen können, wenn wir es vermögen, uns mehr als nur eine ‚Brille‘ aufzusetzen, sie aber niemals vollständig werden begreifen können.4
I.2 Schöpfung vs. Nihilismus
Diesen Gedanken präsentiert Nietzsche nicht einfach nur als seine eigene Meinung, sondern als Symptom seines Zeitalters. Gemeint ist damit sein berühmtes Diktum „Gott ist todt“5. Während es in früheren Zeiten, insbesondere im christlichen Mittelalter, einen allgemeinen Orientierungspunkt allen Denkens, Fühlens und Handelns gegeben hätte, sei dieser mit dem Anbruch der Moderne verloren gegangen. Diesen Orientierungsverlust bezeichnet Nietzsche oft als „Nihilismus“. Es drohe eine vollständige Entwertung aller Werte, eine Dystopie der hedonistischen Selbstgefälligkeit, für die Nietzsche das Bild des „letzten Menschen“6 aufruft.
Nietzsches große Frage: Sind wir wirklich an ein Ende gekommen? Oder gibt es noch eine Alternative zum modernen Nihilismus, der sich als Erschöpfung, Skepsis, Rat- und Mutlosigkeit äußert? Sein Gegenentwurf lässt sich insbesondere Also sprach Zarathustra entnehmen, das sich wie eine Art ‚Bibel für die Moderne‘ liest, gleichermaßen satirisch-ironische Vernichtung des alten Glaubens und unironische Verkündigung eines Neubeginns, einer Utopie eines neuen kulturellen Anfangs, die Nietzsche mit Gleichnissen wie dem „Übermenschen“, der „ewigen Wiederkunft“, dem spielenden Kind und dem „Willen zur Macht“ zu beschwören versucht. Die Deutung dieser „Lehren“ und ihres genauen Verhältnisses zueinander ist die wohl schwierigste ‚Nuss‘, die Nietzsche der Nachwelt hinterlassen hat. Auf der emotionalen Ebene ist der Zarathustra sein wohl mitreißendstes Buch. Es spricht den Leser als Individuum an und hilft ihm dabei, mit traumatischen Erfahrungen umzugehen. Seinen Inhalt in eine begriffliche Sprache zu übersetzen, ist hingegen schwer. Die „ewige Wiederkunft“ scheint, in Anknüpfung an Arthur Schopenhauer (1788–1860), Nietzsches wichtigsten philosophischen Lehrer, eine Welt zu bezeichnen, in der es keine objektiven Werte und keinen Fortschritt gibt, in der sich ein- und dieselben Grundkonflikte auf ewig wiederholen, ohne dass eine Erlösung denkbar wäre. Doch im Gegensatz zu Schopenhauer folgert Nietzsche aus dieser Sichtweise nicht, dass man die Welt verneinen soll, denn eine solche Weltverneinung sei ja selbst noch Ausdruck des allem Weltgeschehen zu Grunde liegenden „Willens zur Macht“. Man soll sie vielmehr absolut bejahen und aus dieser Bejahung die Kraft zu einer neuen Schöpfung gewinnen – eine Schöpfung, deren Inhalt auszubuchstabieren Nietzsche dem Leser aufträgt.
Wir haben es so mit zwei einander widerstrebenden Grundaspekten von Nietzsches Philosophie zu tun: Einmal der „verneinende“, selbst mitunter äußerst „nihilistisch“ wirkende Aspekt der radikalen Kritik aller Metaphysik, einmal der „bejahende“ Versuch der Überwindung des Nihilismus in einer geradezu berauschenden Doktrin, die dazu ermuntert, schöpferisch zu werden ohne Rücksicht auf religiöse, wissenschaftliche, ästhetische und moralische Konventionen. Wenn sich die „ewigen Wahrheiten“ der Metaphysik als sterbliche „Götzen“ entpuppen, dann folgt daraus konsequent zu Ende gedacht keine Zerknirschung und Ermüdung, sondern dann sind der menschlichen Tatkraft keine Grenzen mehr gesetzt; doch zugleich bedeutet das auch, dass die eigenen Schöpfungen ihrerseits keine „Ewigkeit“ beanspruchen können, sondern im Bewusstsein erzeugt werden müssen, eben nichts als „Götzen“ zu sein. Eine solche ironische Welthaltung erblickt Nietzsche im Ursprung der von ihm bewunderten Antike, eine solche Attitüde des heroischen Realismus möchte Nietzsche in der Moderne neu beleben.
I.3 Sklaven- vs. Herrenmoral
Zum Ausdruck dieser Grunddoktrin bemüht Nietzsche immer neue Begriffe und Metaphern. Im Frühwerk konfrontiert er das schöpferische Zusammenspiel des „Dionysischen“ und „Apollinischen“ mit dem „sokratischen“ Rationalismus und die Kreativität des „intuitiven Menschen“ mit dem starren Weltzugang des Wissenschaftlers. In der mittleren Periode ist dann vor allem der „freie Geist“ sein Leitbild einer nonkonformistischen, individualistischen Existenz jenseits bestehender Vorurteile, die er durch das Aufzeigen ihrer psychologischen und historischen Entstehung zu entwerten versucht. Seine Grundthese: Bei genauerer Betrachtung haben die ‚hohen‘, altruistischen Ideale einen sehr ‚niedrigen‘, triebhaft-leiblichen, egoistischen Ursprung. Die asketischen Ideale des Christentums und der Moderne konfrontiert er kritisch mit den lebens- und leibesbejahenden der Antike. Diese Überlegungen kulminieren in der Genealogie der Moral, in der er die pagane „Herrenmoral“ mit den christlich-modernen Vorstellungen von Schuld, Gleichheit, Nächstenliebe etc. vergleicht. Diese entsprängen einer grundsätzlich verneinenden Welthaltung, die Nietzsche als „Ressentiment“ bezeichnet. Sie seien als „Sklavenmoral“ Ausdruck des Hasses und Neides der schwachen „Heerdenmenschen“ auf die starken „großen Einzelnen“, nicht die Manifestation einer genuinen Schöpfung. Die höchste Stufe der „Sklavenmoral“ sei die moderne Wissenschaft mit ihrem unbedingten Streben nach objektiver Erkenntnis – in ihr steigere sich der christliche Asketismus freilich bis zu seiner eigenen Selbstaufhebung: Die Wissenschaft entzaubert die Welt, entwertet alle Werte, muss mit ihnen letztendlich auch ihr eigenes Erkenntnisideal in Zweifel ziehen. Ein Vakuum des Nihilismus entsteht, das Nietzsche als Chance einer neuen Ära begreift.
Insbesondere mit dieser Seite seines Schaffens wurde Nietzsche zur Inspirationsquelle für Soziologie und Psychologie – vor allem die Psychoanalyse. Auch für Nietzsche ist die Verdrängung unserer leiblichen, gerade auch sexuellen, Bedürfnisse das Grundübel unserer Zivilisation und Hauptursache individueller wie kultureller Pathologien. Nietzsches kulturpsychologische Einsichten werden oft mit der ökonomischen Geschichtsphilosophie von Karl Marx verglichen und als deren Gegenentwurf, aber auch mögliche komplementäre Ergänzung, aufgefasst. Ließe sich der moderne Faschismus – schon für Nietzsche kann man das Wirken des „Ressentiments“ am vorzüglichsten bei „Anarchisten und Antisemiten“7 beobachten – nicht etwa besser als moderner „Sklavenaufstand“ begreifen als als Ausdruck wirtschaftlicher Interessen und Tendenzen? Freilich waren die Faschisten in ihrem eigenen Selbstverständnis genau jene „Barbaren des 20. Jahrhunderts“8, deren Heraufkunft Nietzsche prophezeite und erhoffte; und ironischerweise gehörten auch die Anarchisten zu seinen eifrigsten Lesern.
I.4 Lebenskunst und individuelle Befreiung
Meist wird Nietzsches Philosophie jedoch radikal individualistisch verstanden. Der „freie Geist“ gilt als Leitbild einer neuen Lebensform abseits der modernen Massengesellschaft. Er befreit sich Stück für Stück von ihren Vorurteilen und tritt in ein aufrichtiges Verhältnis zu seiner inneren Triebnatur. Das Ziel ist dabei Souveränität: Herr werden über seine eigenen Gedanken und Leidenschaften, um sein Leben gemäß eigenen Idealen ästhetisch formen zu können, sich selbst zu einem Kunstwerk zu machen. Frei von allen starren Bindungen soll der „freie Geist“ vor allem nach eigener Selbstverwirklichung streben, ethische Erwägungen treten dabei in den Hintergrund. Nietzsche spricht immer wieder aus, dass diese Lebensform mit einer tiefen existenziellen Einsamkeit einhergeht – doch plädiert für eine Ethik der „Härte“, um diese Isolation ertragen zu können. Das Ziel ist dabei allerdings kein hedonistisches Sichausleben, sondern eine von Nietzsche oft mit dem Leben eines „Kriegers“ verglichene schöpferische Existenz, die darauf abzielt, den „Übermenschen“ zu realisieren, den Nietzsche als gesamtkulturelles, wenn auch inhaltlich unterbestimmtes, Leitbild propagiert. Man soll im Lichte dieser Vision nach einer permanenten individuellen „Selbstüberwindung“ streben, um damit eine auch kulturelle Höherentwicklung zu befördern im Wissen darum, dass diese Utopie eine subjektive Konstruktion ist, kein absoluter Bezugspunkt wie der christliche Gott oder der Marx’sche „Kommunismus“. Dieser Aspekt von Nietzsches Denken ist besonders stark rezipiert worden.
Während sich eher moralisch orientierte Denker wie Schopenhauer oder Jean-Jacques Rousseau immer wieder ganz anders verhalten haben, als sie es als Philosophen lehrten, kann man Nietzsche einen solchen Selbstwiderspruch kaum vorwerfen: Er lebte zweifellos gemäß dieser Ethik des heroischen Individualismus. Ob das für oder gegen sie spricht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Nietzsche selbst sah sie nicht als absolute Doktrin für jedermann an, sondern kritisiert am Christentum und der modernen Moral gerade, dass sie sich anmaßen, eine für alle gültige Ethik zu verkünden. Seine Ethik soll für die Starken und Erlesenen sein, die in der Lage sind, die mit ihr einhergehende Isolation von der „Heerde“ auszuhalten; eine Aristokratie des Geistes, die eine neue Rangordnung der Werte gemäß den Erfordernissen des „Lebens“ entwerfen soll, im Gegensatz zu den lebensfeindlichen „Götzen“ der Moderne wie insbesondere die Vorstellung von der Gleichheit aller Menschheit. Auch hier gibt es wieder eine Figur der Selbstaufhebung bei Nietzsche: Denn die von der „Sklavenmoral“ entkräfteten und desorientierten Massen sehnten sich geradezu nach einer neuen kulturellen Führung durch diejenigen, die durch den Nihilismus der Moderne hindurchgegangen und dadurch stark und hart geworden seien. Auch dies ließe sich als Beitrag zur Theorie des Faschismus – im doppelten Sinne – lesen, ist von Nietzsche allerdings apologetisch gemeint: Er schwärmt von neuen Sklavereien und dem altindischen Kastensystem, dass die „Schwachen, Kranken, Missrathnen, An-sich-selber-Leidenden“9 als „Tschandala“ aus der Gesellschaft ausschließe, anstatt sie künstlich am Leben zu erhalten, hofft auf neue Führer vom Schlage Napoleons, die der ‚demokratischen Verweichlichung‘ endlich ein Ende setzen und eine neue Periode einleiten, in der wieder ‚männliche‘ Werte gelten. Dass Nietzsche im Feminismus ausschließlich einen der „schlimmsten Fortschritte[] der allgemeinen Verhässlichung Europa’s“10 erblickte, verwundert angesichts dessen nicht – was emanzipierte Frauen und Feministinnen nicht davon abhielt, seine Schriften dennoch zu rezipieren als schonungslose Analysen des Patriarchats und als Kritiken am liberalen Mainstreamfeminismus. Gerade in dieser Hinsicht irritiert es, dass Nietzsche, der für die unbekümmerte Kritik aller Vorurteile plädierte, offensichtlich nicht freigeistig genug war, seine eigenen zu hinterfragen, zumal er mit zahlreichen ‚neuen Frauen‘ befreundet war.
Freilich folgt aus Nietzsches Doktrin der „ewigen Wiederkunft“, dass das Ressentiment irgendwann wieder entstehen und sich der „Sklavenaufstand“ wieder vollziehen wird. Zeiten der kulturellen Blüte können für Nietzsche nur von kurzer Dauer sein. Ob ‚kulturelle Blüten‘ allerdings nicht gerade auch in einem egalitären sozialen Klima gelingen können, ob Kultur und Unterdrückung wirklich derart notwendig miteinander verwoben sind, wie von Nietzsche immer wieder behauptet, darf bezweifelt werden.
Dass Nietzsche mit dieser Botschaft, eine Art, freilich sehr öffentliche und um Massenwirksamkeit dezidiert bemühte, ‚Geheimlehre‘ für eine neue Aristokratie zu verkünden, den Leser bei seiner Eitelkeit packt, dürfte ersichtlich sein; dies ist wohl nicht der geringste Grund für die Sogwirkung seiner Schriften auf viele: Wer möchte nicht zu jener kleinen Elite gehören, zu der Nietzsche spricht?
II. Nietzsches Leben bis zu seiner ersten Publikation
Ein wesentlicher Aspekt der relativierenden Seite von Nietzsches Denken ist sein Interesse für Psychologie und Geschichte: Die großen philosophischen Systeme sind für ihn nichts weiter als „Selbstbekenntnis[se] ihre[r] Urheber[]“11, Maskierungen eines in ihnen zum Ausdruck kommenden „Willens zur Macht“. Es ist so kein Wunder, dass Nietzsche mehr noch als alle anderen Philosophen seinerseits zum Objekt der biographischen Forschung, geradezu Sezierung, geworden ist.12
Friedrich Nietzsche erblickte am 15. Oktober 1844 das Licht der Welt in dem damals zu Preußen gehörenden Provinznest Röcken bei Leipzig. Sein Vater war der Dorfpfarrer Carl Ludwig Nietzsche, der allerdings bereits 1849 verstarb. Die Witwe Franziska (1826–1897) zog daraufhin mit ihrem einzigen Sohn und der Tochter Elisabeth (1846–1935) nach Naumburg. Nietzsche besuchte ab 1854 das örtliche Domgymnasium und, da er früh als begabter Schüler in Erscheinung trat, ab 1858 die traditionsreiche Landesschule Pforta, ein Internat, das 1543 mit der Funktion gegründet worden war, eine elitäre Kaderschmiede für Staat, Wissenschaft und vor allem die Kirche zu sein. Er war ein eifriger Schüler und lernte dort Französisch, Latein, Altgriechisch und Hebräisch, las viel und begann, erste Gedichte und Prosatexte zu verfassen und zu komponieren. Er begeisterte sich schon in dieser Zeit für die Musik Richard Wagners (1813–1883).
In einem derart erlesenen Umfeld gebildet, zog Nietzsche 1864 nach Bonn, um dort Klassische Philologie und Evangelische Theologie zu studieren. 1865 folgte er seinem Mentor Friedrich Ritschl (1806–1876) nach Leipzig und konzentrierte sich ganz auf die Philologie. Sein besonderes Augenmerk lag auf den alten Griechen. In dieser Zeit entdeckte er aber auch die Philosophie Schopenhauers, mit der er sein ganzes Leben lang ringen sollte: Er akzeptierte weitgehend Schopenhauers Prämissen – die Welt als „Wille“ und „Vorstellung“, die Ablehnung der aufklärerischen Ideen von Fortschritt und Wahrheit –, doch unterzog sie im Laufe seiner intellektuellen Entwicklung einer historisierenden Reformulierung und kam zu völlig entgegengesetzten ethischen Schlussfolgerungen.
Aufgrund seiner großen Begabung wurde Nietzsche 1869, also in sehr jungen Jahren, ohne regulär promoviert zu sein auf Betreiben Ritschls als außerordentlicher Professor an die Universität Basel berufen. Er kam seinen neuen Aufgaben mit großem Eifer nach, doch sein Herz schlug in Wahrheit längst für etwas ganz Anderes als die schon damals sehr trockene, einem strikten Positivismus verpflichtete Philologie, wie sie sein akademischer Lehrer verfocht: Er hatte bereits 1868 in Leipzig den bewunderten Wagner persönlich kennengelernt und pflegte von nun an einen engen Umgang mit dem Ehepaar Richard und Cosima (1837–1930), das ganz in der Nähe in Tribschen bei Luzern residierte.
III. Nietzsches produktive Zeit
III.1 Vom Wagnerianer zum Freigeist
Nietzsches erste bedeutende Publikation, Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (1872) war der Versuch, seine drei großen Leidenschaften – die Wagner’sche Musik, die Schopenhauer’sche Philosophie und die griechische, speziell die vorsokratische, Antike – zu synthetisieren. Nietzsches kühne Vision: In den griechischen Tragödien könne eine einmalige Verschmelzung des „Apollinischen“ und „Dionysischen“ beobachtet werden, den beiden Grundtrieben des künstlerischen Schaffens. Eine Vermählung von Ordnung und Chaos, Licht und Rausch, Übertretung und Maß die konstitutiv für die gesamte griechische Kultur gewesen sei. Die sokratische Aufklärung habe diese Harmonie jedoch mit ihrer einseitigen Präferenz der Ordnung und des Lichtes zerstört, bis auf den heutigen Tag habe sich die abendländische Kultur von diesem Irrtum nicht erholt. Erst in Wagners Kompositionen könne eine solche Einheitserfahrung wieder gemacht werden, an diesen Vibe anknüpfend könne der Bann der Aufklärung gebrochen und die gesamte europäische Kultur neu belebt werden. – Es braucht wenig Phantasie, um zu erahnen, dass Nietzsche mit dieser Schrift seiner philologischen Karriere ein frühes Ende setzte.
Nietzsche appelliert hier nicht für eine blinde Entfesselung des Rausches. Auch das Licht, die Ordnung und das Maß sollen zu ihrem Recht kommen. Doch es ist klar: Gegenüber der Entartung des Apollinischen ins Sokratische plädiert Nietzsche für das Dionysische und noch in seinen letzten Schriften wird er sich mehrfach als „Jünger des Philosophen Dionysos“13 bezeichnen. Nietzsche gelingt es mithin schon in diesem ersten bedeutsamen Werk, mehr als ein bloßer Wagner- und Schopenhauer-Adept zu sein, sondern etwas ganz Eigenständiges zu formulieren, das Programm einer Kulturrevolution im Geiste des dionysischen, aktiven Pessimismus, die den bisherigen Fortschrittsprozess in seiner lebensfeindlichen Einseitigkeit beenden soll. Nietzsches Überlegungen zum antiken Griechenland und zur Oper haben so einen kaum verkennbaren politischen Sinn: Nietzsche erhofft sich von der Reichsgründung das Entstehen eines Staats nach dem Vorbild des antiken Griechenlands, der die emanzipatorischen, sich auf die Ideale der Aufklärung berufenden, Bewegungen seiner Zeit offensiv niederhält und den unzufriedenen Massen das Alternativangebot einer heroischen Kultur unterbreitet. In ästhetischen Spektakeln sollen sich die sozialen Gegensätze augenblickshaft aufheben und die Menschen von ihrem Missmut gereinigt werden, ohne damit die reale soziale Hierarchie anzutasten.
In der Folge publizierte Nietzsche von 1873 bis 1876 die vier Unzeitgemäßen Betrachtungen. In ihnen schlägt er bereits einen etwas anderen Ton an. In Schopenhauer als Erzieher (1874), der dritten, geht es – anders, als der Titel vermuten lässt – kaum um Schopenhauer, sondern um das Programm eines heroischen Individualismus, das Nietzsche insbesondere den Schriften des US-amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson (1803–1882) entnimmt. Am bedeutsamsten ist jedoch die zweite, Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben (1874). Dort und in der posthum publizierten kleinen Abhandlung Ueber Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne (1873) formulierte Nietzsche erstmals seine radikale Metaphysikkritik als Kritik am traditionellen Wahrheitsbegriff und in Grundzügen das Programm seines Perspektivismus. Damit vollzog sich ein klarer Bruch mit Schopenhauer – die Grundlage für Nietzsches eigentliches Werk war gelegt.
III.2 Die lichten Jahre
1876 besuchte Nietzsche die ersten Bayreuther Festspiele und war einigermaßen entsetzt: Es handelte sich nicht um den erhofften Neubeginn einer heroischen Kultur, sondern eine bloße Inszenierung, die ihn in jeder Hinsicht abstieß. Er brach in der Folge auch persönlich mit Wagner und erblickte in seinem Wirken, insbesondere in der als christliches „Bühnenweihfestspiel“ konzipierten Oper Parsifal (1882), mehr und mehr ein Symptom der modernen Dekadenz, keinen Ausweg. Inspiriert von den moralkritischen psychologischen Reflexionen seines neuen Freundes und Mitstreiters Paul Rée (1849–1901) verfasste er Menschliches, Allzumenschliches (1878). Mit diesem Werk beginnt eine ganz neue Periode in Nietzsches Schaffen. Er verfasst nun keine Essays mehr, sondern verschreibt sich, mit wenigen Ausnahmen, ganz der Form des Aphorismus. Aber auch inhaltlich findet eine deutliche Neujustierung statt, die sich bereits darin zeigt, dass das Buch zum 100. Todestag von Voltaire erschien und ihm gewidmet ist: Nietzsche versteht sich nun nicht mehr als Antiaufklärer, sondern vielmehr selbst als Aufklärer in der Tradition des großen Franzosen, dessen skeptischen Glauben an einen allmählichen Fortschritt durch Bildung er kritisch mit der ungestümen Hoffnung auf eine politische Revolution, wie sie Rousseau propagiert habe, konfrontiert.14 Er will als Psychologe die Abgründe des Seelenlebens ausloten und tradierte Vorurteile ins Wanken bringen.
Mit dieser intellektuellen Neuorientierung ging eine persönliche einher: Nietzsche war von seiner Jugend an nicht bei bester Gesundheit gewesen. Ihn plagten häufige, manchmal tagelange, Migräneanfälle, Verdauungs- und Sehstörungen. Über die genaue Natur und Ursache dieser Erkrankung wird bis heute spekuliert.15 Jedenfalls nahmen diese Probleme in dieser Zeit ein derartiges Ausmaß an, dass sich Nietzsche gezwungen sah, 1879 um seine Versetzung in den Ruhestand zu bitten.
Dies bedeutete nicht unbedingt eine Verschlechterung seiner Lebenssituation: Aller beruflichen Verpflichtungen ledig und mit einem soliden Auskommen ausgestattet, konnte er sich fortan, soweit es seine körperliche Konstitution ihm erlaubte, ganz der freien Schriftstellerei widmen. Er, der mittlerweile staatenlos war, führte ein nomadenhaftes Wanderleben zwischen Deutschland, Südfrankreich, der Schweiz – besonders der Bergwelt des Oberengandin – und Italien, das ganz seiner neuen Philosophie entsprach. Er wollte ein „Freigeist“ ohne alle Fesseln sein. Unterstützt wurde er dabei insbesondere von dem jungen Komponisten Heinrich Köselitz (1854–1918) alias Peter Gast, der sich Nietzsche als eine Art ‚freiwilliger Privatsekretär‘ andiente. Mit Morgenröthe (1881) und Die fröhliche Wissenschaft (1882) verfass Nietzsche zwei weitere Aphorismenbände im Stil von Menschliches, Allzumenschliches, die auch inhaltlich an das Programm der ‚Freigeisterei‘ anknüpften und einige der berühmtesten Texte Nietzsche beinhalten.
Doch auch diese, relativ glückliche, Periode in Nietzsches Leben war nicht von langer Dauer. Eines der großen Probleme Nietzsches war von jeher sein Junggesellendasein gewesen. Man sollte sich ihn nicht als misogynen Sonderling vorstellen. Wie insbesondere Carol Diethe in ihrer Monographie Vergiss die Peitsche. Nietzsche und die Frauen aufzeigt, hatte Nietzsche eine Vielzahl von Freundinnen und Bewunderinnen und hätte unter ihnen durchaus eine Partnerin finden können. Er wurde von ihnen oft als höflich und charmant beschrieben und sie schätzten ihn als respektvollen Gesprächspartner. Nietzsche träumte freilich von einer echten Gefährtin, mit der er auch intellektuell auf Augenhöhe kommunizieren konnte – wohlwissend darum, dass dies angesichts seiner gesundheitlichen Probleme kein leichtes Unterfangen war.
1882 lernte er in Rom die junge russische Adlige Lou von Salomé (1861–1937), später bekannt als Lou Andreas-Salomé, kennen, eine hochbegabte Frau, die später u. a. Rainer Maria Rilke als Muse diente, im Umfeld Sigmund Freuds verkehrte und einige eigene Schriften verfasste, darunter eine bis heute lesenswerte Abhandlung zu Nietzsche.16 Die beiden verstanden sich ausgezeichnet und es entwickelte sich ein intensiver intellektueller Austausch. Nietzsche meinte, in ihr eine solche Gefährtin gefunden zu haben. Er hielt um ihre Hand an, doch ausgerechnet Paul Rée entpuppte sich als sein, erfolgreicherer, Nebenbuhler. Es kam so zu einem kaum vermeidlichen Bruch, den Nietzsche mit einer erneuten inhaltlichen und stilistischen Wende verarbeitete. In gewisser Weise besann er sich nun, in wenn auch grundlegend veränderter Gestalt, auf seine frühere, aufklärungskritische, Periode und seinen Traum einer radikalen Kulturrevolution im Geiste des heroischen Pessimismus zurück. Er erkannte jedoch, dass die Artikulation dieser Welthaltung nur in einer wiederum völlig neuen Form möglich war.
III.3 Das reife Werk
Die drei Werke der auf den traumatischen Bruch mit Rée und Salomé folgenden Jahre, Also sprach Zarathustra (1883 –1885), Jenseits von Gut und Böse (1886) und Zur Genealogie der Moral (1887), bilden in vielfacher Hinsicht den Zenit von Nietzsches Schaffen. Der Zarathustra wird von seinen philosophischen Interpreten oft gemieden – doch man kann sich kaum vorstellen, dass er derart berühmt geworden wäre, hätte er ausschließlich seine frühen Essays und späteren Aphorismenbände verfasst. Nur hier betritt er wahrhaft stilistisches Neuland, schafft ein wirklich originäres und einmaliges Werk: eine Bibel der Moderne, einen modernen Mythos.
Jenseits von Gut und Böse stellt in gewisser Weise das begriffliche Pendant zum Zarathustra dar. Formell eine Aphorismensammlung wie die früheren, vollzieht sich hier doch eine merkliche inhaltliche und stilistische ‚Verdunkelung‘: Nietzsche betritt wieder antiaufklärerische Geleise, schreibt enigmatischer, aber auch polemischer. Diese neue Tendenz kulminiert in der Genealogie.
Diese nimmt in Nietzsches Œuvre eine besondere Stellung ein. Sie gliedert sich nicht mehr in Aphorismen, sondern drei, allerdings in aphorismenartige Abschnitte unterteilte, Essays, die sich jeweils unterschiedlichen Aspekten der christlich-abendländischen Moral widmen. Es ist insofern Nietzsches systematischstes Werk, vielleicht sogar sein ‚Hauptwerk‘, dem sich am deutlichsten die Grundzüge seines Denkens in einer einigermaßen geordneten Form entnehmen lassen. Er entwirft dort mit groben Pinselstrichen eine eigentümliche Darstellung der europäischen Geschichte, die das aufklärerische Fortschrittsnarrativ geradezu diametral umkehrt: Die vorchristliche Welt sei eine der „Herrenmoral“ gewesen. Eine kleine Minderheit von „Herren“ habe über eine große Mehrheit von „Sklaven“ geherrscht und diese brutal niedergehalten. Sie konnten ihre Willkür frei ausleben und hätten sich in ihrer Moral selbst glorifiziert, es sei eine Moral der Selbstbejahung gewesen, der Verherrlichung der eigenen Stärke, Schönheit und Güte. Die Herren wussten um die Endlichkeit ihres Tuns – doch erblickten darin keinen Grund zu verzweifeln, vielmehr einen Ansporn, durch herausragende Werke doch eine, wenn auch relative, Unsterblichkeit zu erlangen.
Doch was ist in dieser Welt mit den Sklaven? Nietzsche beschönigt ihr Los keineswegs, aber sieht ihr Elend als durch die ästhetische Größe der Herren gerechtfertigt an. In den Sklaven wachse jedoch unvermeidlich die Unzufriedenheit, das „Ressentiment“. Sie entwickeln einen Hass auf die Herren, der umso erbitterter wird, je weniger sie ihn nach außen entladen können. Über ihr schlechtes Los trösten sie sich mit einer neuen Weltanschauung hinweg, die die Werte der Herren radikal auf den Kopf stellt: Diejenigen, die im Diesseits erfolgreich sind, gelten nun als schlecht und böse, die erfolglosen als die ‚eigentlich‘ guten, die in einer anderen Welt, der „wahren“, ewiges Glück und nicht zuletzt Rache erwartet.
Doch es handelt sich für Nietzsche bei dieser neuen Weltsicht, deren historische Ursprünge er insbesondere im Judentum verortet, nicht, wie bei Marx, um ein reines „Opium des Volkes“. Für ihn ist es eher eine Art ‚Kokain‘ desselben: In ihrer „Sklavenmoral“ ermächtigen sich die Sklaven und werden von Opfern zu Tätern der Geschichte. Im Christentum erlangt die Sklavenmoral den Sieg über die Welt der Herren und erschafft eine neue, in der ganz andere Werte gelten: Eine Kultur, in der diesseitiger Erfolg verdammt und Misserfolg glorifiziert wird, eine Gesellschaft der Loser und des Misslingens, der Askese und der Mittelmäßigkeit. Die moderne Kultur erblickt Nietzsche als bloße Fortsetzung und sogar Radikalisierung der christlichen.
Seine, suggestive, rhetorische Strategie besteht in dem Entwurf eines gewagten ‚Entweder – Oder‘: Wollt ihr die christliche Welt in all ihrer Leibesverachtung, Geistesfeindschaft, Langeweile, Nivellierung, die letztendlich an ihrer Ablehnung allen echten Schaffens zu Grunde gehen wird – oder wollt ihr eine Welt der Helden, der Abenteuer, der großen Kunst, der genialen Denker? Einen Mittelweg gibt es nicht: Wenn ihr letzteres wollt – und das wollt ihr doch bestimmt –, dann müsst ihr auch die Mittel wollen, dann müsst ihr mit dem Christentum und seinem Moralismus brechen, dann müsst ihr euch auch von den Idealen der Französischen Revolution verabschieden, von der Vorstellung, dass eine Welt ohne Sklaven möglich sei …
Man muss sich den Kontrast dieser Erzählung zu derjenigen der Aufklärung deutlich vor Augen halten: Nietzsche meint, dass das große Problem der Gegenwart nicht in einem zu wenig, sondern einem zu viel an Moral und vor allem der falschen Moral bestehe. Seit 2.000 Jahren befinde sich Europa daher, von wenigen Lichtblicken wie der Renaissance, Goethe und Napoleon abgesehen, auf einem absteigenden Ast. Die starken Menschen würden von der Masse, der „Heerde“, die keine Ausnahme dulde, geknechtet und unterjocht. Ihnen ruft Nietzsche zu: Befreit euch, schüttelt eure Ketten ab, entdeckt eure wahre, eure Raubtiernatur! Erkennt das wirkliche Wesen der Geschichte – den „Willen zur Macht“!
Eben jenes berühmte Schlagwort sollte zeitweilig der Titel von Nietzsches wahrem Hauptwerk sein: Der Wille zur Macht. Es handelt sich um keine bloße Fälschung der Schwester, die später Elisabeth Förster-Nietzsche hieß, wie gelegentlich suggeriert wird. Nietzsche plante zwischen 1885 und 1888 eine weitere Aphorismensammlung mit eben jenem Titel und die Ausgaben des von ihr geleiteten Nietzsche-Archivs basieren auf diesen Entwürfen Nietzsches, auch wenn sie sie in nicht unerheblichen Teilen abändern.17 Dieses Werk sollte Nietzsches Denken endlich eine systematische Gestalt verleihen – freilich verwarf er dieses Projekt und betritt in seiner letzten Schaffensphase ein sehr anderes Terrain. Für die Wirkungsgeschichte ist dieses vermeintlich wichtigste Werk Nietzsches allerdings von großer Bedeutung. Aus ihm lässt sich insbesondere leicht eine faschistische Nietzsche-Deutung konstruieren: Eine Perspektive auf die Welt, der zufolge die demokratischen Ideen der Moderne nur eine Ausgeburt christlicher Dekadenz seien, die es durch eine „realistische“ Sicht auf die Welt, eine Moral der Stärke und eine entsprechende politische Ordnung, in der die „Starken“ wieder zur Macht kommen, zu korrigieren gelte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg besorgten Mazzino Montinari und Giorgio Colli eine philologisch verlässliche Edition des Nachlasses und zerstörten diesen weiteren Mythos, der sich um Nietzsche rankt. Man darf dabei allerdings nicht vergessen, dass sich auch in Nietzsche autorisierten Werken diese Gedanken zum größten Teil wiederfinden, auch wenn sie von der heutigen Nietzsche-Deutung oft übergangen und andere Aspekte seiner Philosophie fokussiert werden.
III.4 Breaking bad
Nietzsche stilisiert sich in seinen Schriften als „Unzeitgemäßen“, der zu seiner Gegenwart in einem, wenn überhaupt, polemischen Verhältnis steht und nicht für seine Zeit, sondern eine ferne Zukunft schreibt. In der Tat wurden seine Schriften nach der Geburt der Tragödie nicht mehr nur abgelehnt, sie wurden weitgehend ignoriert. Diese Missachtung grämte Nietzsche in Wahrheit mehr, als er es in seinen Texten zugibt, und es gibt Grund zu der Annahme, dass er in seinen letzten, 1888 verfassten, Schriften deswegen einen wiederum neuen Sound wählt: Er will sich die ausbleibende Resonanz seiner Zeitgenossen nun erzwingen, indem er zu immer schrilleren Tönen greift, die sichtlich darauf abzielen, den Leser zu provozieren. Er wütet gegen seinen früheren Weggefährten Wagner, ruft die „Götzen-Dämmerung“ aus, stilisiert sich schließlich gar zum „Antichristen“. Sein letztes Werk, an dem er arbeitet, Ecce homo, das erst 1908 publiziert wurde, ist eine Art ‚Autobiographie‘, doch ihr größenwahnsinniges Pathos sorgt bis heute für Irritationen: Stellt das Werk eine gekonnte Satire auf das Genre dar? Eine gelungene Umwertung der christlichen Selbstverkleinerung? Oder zeichnet sich hier, wie in den anderen Texten dieser Periode, Nietzsches wachsende Unzurechnungsfähigkeit ab?
IV. Nietzsches letzte Jahre
Am 3. Januar 1889 erleidet Nietzsche, der sich zu diesem Zeitpunkt in Turin aufhält, einen geistigen Zusammenbruch. Er kann offenbar nicht mehr klar denken und gibt nur Unsinn von sich; aus dem kühnen Verkünder der „Herrenmoral“ und Verächter von Mitleid und Nächstenliebe wird ein Pflegefall, der ohne die Hilfe anderer nicht überlebensfähig wäre. In Naumburg wird er bis 1897 von seiner Mutter, ab 1893 auch von Elisabeth, gepflegt; von 1897 an wohnt er in der „Villa Silberblick“, die die Schweizer Frauenrechtlerin und Nietzsche-Verehrerin Meta von Salis (1855–1929) dem Nietzsche-Archiv überlassen hatte. Nach mehreren Schlaganfällen stirbt er am 25. August 1900. Aus diesen gut zehn letzten Lebensjahren stammt keine einzige Zeile Nietzsches, die für philosophisch relevant befunden wird; er war nicht mehr bei klarem Bewusstsein.
V. Nietzsches Nachwirkung
Dies ist vor allem deswegen tragisch, weil ab etwa 1890 schlagartig endlich die erhoffte Rezeption Nietzsches einsetzte. Die ersten Anfänge derselben hatte er noch bewusst erlebt. Der dänische Essayist Georg Brandes hielt 1888 eine gut besuchte einführende Vorlesung über Nietzsches Philosophie in Kopenhagen und publizierte im folgenden Jahr die erste ihm gewidmete Monographie: Aristokratisk Radikalisme. En Afhandling om Friedrich Nietzsche18. Ein Etikett, das Nietzsche ausdrücklich guthieß.19 Zahllose weitere Artikel und Bücher folgten in kurzer Zeit: Der Name Nietzsche war plötzlich in aller Munde, die Verkaufszahlen seiner bis dato nahezu unverkauften Werke schossen nach oben. Niemand, der intellektuell auf der Höhe der Zeit sein wollte, kam um eine Auseinandersetzung mit Nietzsche herum.
Vier Hauptfaktoren dürften diesen rapiden Wandel bewirkt haben. Sein geistiger Zusammenbruch war erstens sicherlich tragisch für Nietzsche – doch er trug entscheidend dazu bei, dass man ihn nun plötzlich zur Kenntnis nahm. Nietzsche war nun selbst zu einem Mythos geworden, zu einem Märtyrer einer neuen Zeit, von der Welt verkannt, von der Tiefe seiner Einsicht in den Wahn getrieben. In seiner Schwester fand er zweitens eine ehrgeizige Nachlassverwalterin. Sie verstand zwar nicht viel von Philosophie und gab zahlreiche seiner Schriften, wie insbesondere seine Nachlassfragmente, in verfälschter Form heraus, doch sie vermochte es wie niemand sonst, den ‚Mythos Nietzsche‘ weiter zu fördern und seinen Ruhm weiter zu mehren.20
Neben diesen beiden Faktoren hatte sich aber auch der Geist der Zeit gewandelt. Das Deutsche Reich, ganz Europa, erlebte drittens eine tsunamihafte Welle der Modernisierung. Dies bedeutete insbesondere eine beschleunigte Infragestellung kultureller Traditionsbestände, eine vermehrte Individualisierung, eine Suche nach Antworten auf ganz neue Lebensprobleme. Nietzsche wurde als Verfechter eines radikalen Individualismus verstanden, der für eine grundlegende Kulturrevolution auf der Grundlage leibesbejahender Werte eingetreten sei, er wurde zu dem Philosophen der Lebensreformbewegung in all ihren Facetten. Man las ihn in der Münchner, Berliner, Zürcher und Wiener Bohème, im Umfeld des späteren Bauhaus, in Sigmund Freuds Gesprächszirkel, unter den ersten deutschen Soziologen, in der Künstlerkommune vom Monte Verità im Tessin …
Und nicht zuletzt war Nietzsche viertens, wiederum seinem elitären Anspruch widersprechend, ein populärer Autor. Gerade die Kürze und Prägnanz seiner Texte machte ihn zu einer zugänglichen Lektüre auch für flüchtige Leser, wie er sie eigentlich verachtete. Man muss kein Fachphilosoph sein, um mit ihnen etwas anfangen zu können, und nicht die Geduld aufbringen, die die Lektüre klassischer philosophischer Werke erfordert. Vor dem Zubettgehen kann man sich noch von zwei, drei geistreichen Aphorismen inspirieren lassen. Es ist ironisch, dass Nietzsche gerade mit dieser Art zu schreiben genau zu denen sprach, für die seine Weltsicht nur einen subalternen Platz vorsah – Frauen, die von der höheren Bildung damals weitgehend ausgeschlossen waren, Arbeiter und Angestellte, prekäre Intellektuelle und Künstler am Rande der Gesellschaft; dass dieses Publikum seinen Schriften einen sehr anderen Sinn entnahm, als von ihm intendiert, verwundert nicht, und durch ihre Vieldeutigkeit sind sie zu einer solch selektiven Lektüre geradezu prädestiniert. Sie erblickten in dieser Philosophie der „Herrenmoral“ eine Ethik ihrer je eigenen Selbstermächtigung jenseits traditioneller Wertvorstellungen.
Der Erste Weltkrieg bedeutete ein jähes Ende dieser beeindruckenden Periode kulturellen Experimentierens auf der Suche nach dem Neuen – und sorgte für eine folgenreiche Spaltung im Lager der Nietzscheaner. Nietzsches Verhältnis zum Krieg war äußerst zweideutig gewesen: Er verachtete Militarismus und Nationalismus – insbesondere denjenigen des „Reiches“ –, doch ätzte zugleich gegen den Pazifismus und bemühte immer wieder militärische Metaphern zur Beschreibung authentischer Individualität. Dies ermöglichte es den einen, Nietzsche als Kronzeugen gegen den Krieg aufzurufen – beispielsweise Emma Goldman, Hermann Hesse oder den illustren „roten Grafen“ Harry Kessler –, den anderen, wie Thomas Mann oder der Schwester, ihn als Apostel des Krieges zu lesen. Der weitere Weg der Nietzsche-Rezeption war damit vorgezeichnet.
Man kann von da an zwischen drei einander befehdenden Hauptströmungen der Nietzsche-Aneignung unterscheiden: einer liberalen, einer linken und einer rechten. Alle drei können sich legitimerweise auf Elemente von Nietzsches heterogenem und paradoxem Werk beziehen. Während die liberale Sicht vor allem Nietzsches Individualismus und Freigeistigkeit betont, versuchen linke Interpreten, dieselben mit einem universalistischen Verständnis von Emanzipation zu vereinbaren – teils im Sinne eines dezidiert antimarxistischen Anarchismus, teils im Sinne einer Synthese von Nietzsche und Marx –; rechte hingegen akzentuieren Nietzsches Modernekritik und seine Polemik gegen die „Sklavenmoral“, um die Schaffung einer neuen hierarchischen Ordnung zu legitimieren. Im Zweiten Weltkrieg prallten diese Sichtweisen wohl am deutlichsten aufeinander: In Deutschland und Italien wurde Nietzsche zum Vordenker von Faschismus und Nationalsozialismus ‚geadelt‘, doch zugleich inspirierte er die antifaschistische Résistance, sei es in Gestalt der Bekennenden Kirche, des jüdischen militanten Widerstands, der existenzialistischen und surrealistischen Rebellion – aus letzterer entwickelte sich der Poststrukturalismus – oder des Westlichen Marxismus. Nach dem Krieg wurde Nietzsche zum wichtigen Vordenker der Neuen Linken und Neuen Rechten gleichermaßen.
VI. Fazit: Nietzsches Vermächtnis
Alle drei Lesarten von Nietzsches Philosophie sind bis heute unter uns. Sie befinden sich in einem „Geisterkrieg“21, wie ihn Nietzsche kurz vor seinem geistigen Zusammenbruch prophezeite, und stehen gleichermaßen in Opposition zu einem einseitigen rationalistischen Verständnis von Aufklärung. Gerade so, als hätte Nietzsche nie gelebt, ist dieses Verständnis nach wie vor omnipräsent. Wir glauben an die allmähliche Überwindung der vormodernen ‚Barbarei‘ durch Wissenschaft und politische Reformen, suchen überall nach den letzten Resten von zu überwindender ‚Diskriminierung‘ und träumen davon, die großen Menschheitsprobleme mit den Mitteln der Technik aus der Welt schaffen zu können. Doch gegen diese Vision in all ihren Varianten erklingt weiterhin Nietzsches – mal schrill, mal spöttisch, mal prophetisch vorgetragenes – großes ‚Nein‘: Er hielt diese moderne Obsession für den Fortschritt für einen großen Irrtum, der uns nur immer weiter von unserer Triebnatur entfremden, uns unserer individuellen Freiheit berauben und in unhaltbare Illusionen verstricken würde.
Es ist kaum von der Hand zu weisen, dass dieser vehemente Einspruch gegen die Ideologie der Moderne nicht ohne Recht ist. In der ökologischen Krise rächt sich die unterjochte Natur und es spricht gegenwärtig wenig dafür, dass sie sich mit den Mitteln der rationalen Zivilisation selbst wird lösen lassen. Der ubiquitäre Kampf gegen ‚Diskriminierung‘ äußert sich vielfach als aggressiver Moralismus, der seinerseits die Gegenreaktion der Enthemmung provoziert. Und trotz aller Anstrengungen und aller aufgewandten materiellen Mittel bleiben die großen Menschheitsfragen ungelöst, gibt es weiterhin Herren und Sklaven, beobachten wir immer wieder neu die Eruptionen des Ressentiments und die Gegenwehr von sich dafür haltenden „Herrenmenschen“. Nietzsche hält keinen Masterplan bereit, um diese Probleme zu lösen. Doch seine präzisen Beschreibungen derselben und seine Versuche einer Lösung rufen nach wie vor dazu auf, weitergedacht zu werden im Sinne von Nietzsches Losung: „Geh nur dir selber treulich nach: – / So folgst du mir – gemach! gemach!“22
Quellen und ausgewählte Bibliographie
Die folgende Bibliographie beansprucht bei Weitem keine Vollständigkeit: Nietzsche gehört zu den Philosophen, zu denen mit Abstand am meisten geschrieben worden ist. Sie dient neben der Auflistung meiner Quellen dazu, einige Hinweise zur weiterführenden Lektüre zu geben.
So gut wie alle Werke, Briefe und Nachlassfragmente Nietzsches, komplett durchsuchbar, sowie viele weitere Materialien zu ihm und seiner Philosophie finden sich auf dem sehr nützlichen Internetportal nietzschesource.org. Wer eine gebundene Ausgabe bevorzugt, dem sei die 15-bändige Studienausgabe der erwähnten Gesamtausgabe von Colli und Montinari empfohlen, die bei dtv erschienen ist. Bei den zu Lebzeiten veröffentlichten Werken spielt es nahezu keine Rolle, auf welche Ausgabe man sich bezieht, allerdings gilt die Colli-Montinari-Ausgabe als der ‚Goldstandard‘ und wird in der Forschungsliteratur üblicherweise zitiert. Bei den nachgelassenen Schriften gibt es erhebliche Unterschiede, so dass eine gewisse Vorsicht geboten ist, insbesondere, was die Kompilation Der Wille zur Macht angeht.
Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel stellt der von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften herausgegebene Historische und kritische Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken dar, der mittlerweile fast vollständig vorliegt (Link).
Ebenso empfehlen können wir das englischsprachige Portal The Nietzsche Channel, das unter anderem eine umfangreiche Linkliste und eine kommentierte Übersicht seines Briefwechsels beinhaltet, sowie die deutschsprachige Seite f-nietzsche.de.
1. Überblicksdarstellungen und Nachschlagewerke
Andreas-Salomé, Lou: Friedrich Nietzsche in seinen Werken. Wien 1894. (Frühe, bis heute lesenswerte, Gesamtdarstellung von Nietzsches Leben und Werke aus der Feder von Nietzsches großer Liebe.)
Brandes, Georg: Nietzsche. Eine Abhandlung über aristokratischen Radikalismus. Berlin 2004. (Erste Nietzsche-Monographie.)
Müller, Enrico: Nietzsche-Lexikon. Stuttgart 2018.
Niemeyer, Christian (Hg.): Nietzsche-Lexikon. Darmstadt 2011.
Safranski, Rüdiger: Nietzsche. Biographie seines Denkens. München & Wien 2000.
Sommer, Andreas Urs: Nietzsche und die Folgen. Stuttgart & Weimar 2017.
2. Zu Nietzsches Biographie
Diethe, Carol: Vergiss die Peitsche. Nietzsche und die Frauen. Übers. v. Michael Haupt. Hamburg & Wien 2000. (Freundinnen, Verwandte, Nietzscheanerinnen der ‚ersten Welle‘.)
Janz, Curt Paul: Friedrich Nietzsche. Biographie. München 1978/79. (3-bändige Standardbiographie.)
Köhler, Joachim: Zarathustras Geheimnis. Friedrich Nietzsche und seine verschlüsselte Botschaft. Reinbek b. Hamburg 1992. (Darstellung von Nietzsches Sexualität.)
Niemeyer, Christian: Nietzsches Syphilis – und die der Anderen. Eine Spurensuche. Freiburg & München 2020. (Nietzsches Krankheit inklusive ihrer Rezeptionsgeschichte und Syphilis als allgemeinem Kulturphänomen.)
Stephan, Paul: Bedeutende Bärte. Eine Philosophie der Gesichtsbehaarung. Berlin 2020. (Beinhaltet eine umfangreiche Untersuchung von Nietzsches wohl berühmtesten Attribut.)
3. Zu Nietzsches Wirkungsgeschichte
Aschheim, Steven E.: Nietzsche und die Deutschen. Karriere eines Kults. Übers. v. Klaus Laermann. Stuttgart & Weimar 2000. (Umfassende Darstellung von Nietzsches Rezeption in Deutschland bis 1945.)
Decker, Kerstin: Die Schwester. Das Leben der Elisabeth Förster-Nietzsche. Berlin 2016.
Fuchs, Dieter: Der Wille zur Macht. Die Geburt des Hauptwerks aus dem Geiste des Nietzsche-Archivs. In: Christian Niemeyer e. a. (Hg.): Friedrich Nietzsche. Darmstadt 2014, S. 108–131. (Ausgezeichnete Überblicksdarstellung der Fälschungen des Nietzsche-Archivs bei der Herausgabe des Willens zur Macht; der Sammelband ist generell zu empfehlen.)
Stephan, Paul: Links–Nietzscheanismus. Eine Einführung. 2. Bd.e. Stuttgart 2020. (Einführende Darlegung von Nietzsches politischer Rezeptionsgeschichte. Vgl. auch das Internetportal zum Buch.)
4. Sonstiges
Yalom, Irvin D.: Und Nietzsche weinte. Übers. v. Uda Strätling. München 2001. (Vielleicht bester Roman über Nietzsches Philosophie, ihren Einfluss auf die Psychoanalyse und Nietzsches Beziehung zu Lou von Salomé.)
Bildquellen
Abb. 2: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Nietzsche#/media/Datei:Nietzsche1861.jpg
Abb. 3: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e4/Nietzsche_1872.jpg
Abb. 4: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Nietzsche_paul-ree_lou-von-salome188.jpg
Abb. 5: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Friederich_Nietzsche.jpg#/media/Datei:Friederich_Nietzsche.jpg
Abb. 6: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/dd/Friedrich_Nietzsche_drawn_by_Hans_Olde.jpg
Abb. 8: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Nietzsche-Denkmal_Naumburg_2013.jpg
Fußnoten
1 Ecce homo, Warum ich ein Schicksal bin, 1.
2 Götzen-Dämmerung, Sprüche und Pfeile, 26.
3 Ueber Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne, 1.
4 Vgl. insb. Zur Genealogie der Moral, III, 12.
5 Die fröhliche Wissenschaft, 125.
6 Also sprach Zarathustra, Vorrede, 5.
7 Zur Genealogie der Moral, II, 1.
8 Nachgelassene Fragmente 1887, Nr. 11[31].
9 Ecce homo, Warum ich ein Schicksal bin, 8.
10 Jenseits von Gut und Böse, 232.
11 Jenseits von Gut und Böse, 6.
12 Unter den zahllosen Biographien gilt nach wie vor die dreibändige von Curt Paul Janz, erschienen 1978/79, als das wissenschaftliche Standardwerk. Nietzsches Sexualleben analysierte umfangreich Joachim Köhler in der Studie Zarathustras Geheimnis. Ich selbst ging in meinem Buch Bedeutende Bärte in einem umfangreichen Kapitel der Geschichte von Nietzsches ikonischem Schnurrbart nach. Viele weitere derartige Untersuchungen wären zu nennen.
13 U. a. Ecce homo, Vorwort, 2.
14 Vgl. Menschliches, Allzumenschliches I, 463.
15 Im Verdacht steht insbesondere die – entweder vom Vater geerbte oder bei einem, womöglich dem einzigen, Bordellbesuch erworbene – Syphilis; eine Diagnose, dieallerdings umstritten ist. (Womöglichen) Aufschluss könnte nur eine, tatsächlich geplante, Exhumierung geben. Für die Syphilis-Theorie plädierte zuletzt Christian Niemeyer in Nietzsches Syphilis – und die der Anderen.
16 Zu empfehlen sind in diesem Kontext der, leider enttäuschend verfilmte, Roman Und Nietzsche weinte von Irvin D. Yalom, der nicht nur Nietzsches und Salomés Beziehung, sondern auch den Einfluss des Philosophen auf die Psychoanalysedarstellt (inklusive einer – fiktiven – Begegnung zwischen Nietzsche und FreudsLehrer Josef Breuer), sowie der Film Lou Andreas-Salomé von Cordula Kablitz-Post von 2016, der insbesondere durch die überzeugende Darstellung Nietzsches durch Alexander Scheer besticht.
17 Einen hervorragenden Überblick über das genaue Ausmaß der Fälschungen bietet der Aufsatz Der Wille zur Macht. Die Geburt des Hauptwerks aus dem Geiste des Nietzsche-Archivs von Dieter Fuchs.
18 Auf Deutsch neu aufgelegt als Nietzsche. Eine Abhandlung über aristokratischen Radikalismus.
19 Vgl. Brief Nietzsches an Brandes vom 2. 12. 1887.
20 Kerstin Decker publizierte 2016 eine neue Biographie Elisabeth Förster-Nietzsches, Die Schwester. Das Leben der Elisabeth Förster-Nietzsche, die die bis dahinvorherrschende rein negative Einschätzung ihres Wirkens ein wenig zurechtrückt.
21 Ecce homo, Warum ich ein Schicksal bin, 1.
22 Die fröhliche Wissenschaft, Vorspiel, 7.