Vor einem Jahr führte unser Autor Paul Stephan zu Nietzsches 124. Todestag einen kleinen „Dialog“ mit ChatGPT durch, um zu sehen, inwieweit das vielgehypte Programm dazu geeignet ist, über komplexe philosophische Fragen zu diskutieren (Link). Paul Stephan fütterte es nun, zum 125., mit teilweise denselben, teilweise veränderten Fragen. Ob es besser geworden ist? Urteilen Sie selbst.
Es folgt ein stark gekürztes Exzerpt des Gesprächs. Den vollständigen kommentierten „Dialog“ finden Sie hier [Link].
Das Artikelbild wurde von ChatGPT selbst auf die Bitte hin, ein Bild zu diesem Chat zu generieren, erstellt. Die anderen Bilder wurden erneut von der Software DeepAI erstellt zum Prompt: „A picture of Friedrich Nietzsche with a quote by him.“ [„Ein Bild Friedrich Nietzsches mit einem Zitat von ihm.“]
Lesen Sie auch den philosophischen Kommentar unseres Autors zu diesem Gespräch (Link).
Vitalii Mudrakov ist einer der führenden Nietzsche-Experten der Ukraine. Aufgrund des Krieges lebt er mit seiner Familie derzeit in Deutschland. Paul Stephan unterhielt sich mit ihm ausführlich über einige Aspekte der reichhaltigen ukrainischen Nietzsche-Rezeption im Kontext der vielfach ignorierten eigenständigen Kulturgeschichte des Landes. Sie zeigt, dass Nietzsches freiheitliches Denken immer wieder zentrale Protagonisten der ukrainischen Kultur in ihrem Ringen um eine unabhängige Nation frei von habsburgischer, zaristischer oder sowjetischer Fremdherrschaft inspirierte – und heute wieder den Kampf um die eigene Selbstbehauptung angesichts der russischen Invasion.
Nietzsche ist immer wieder Gegenstand politischer Deutungsprojekte geworden, von links wie von rechts. Nietzsche und Marx wurden immer wieder aufs Neue als Doppelgespann einer Konzeption umfassender Emanzipation jenseits der ausgetretenen Pfade der dominanten linkspolitischen Strömungen betrachtet. In seinem Buch How to Philosophize with a Hammer and Sickle. Nietzsche and Marx for The Twenty-First Century und in zahllosen Youtube-Videos aktualisiert Jonas Čeika diese Sichtweise für unsere Zeit. Henry Holland hat sich für Nietzsche POParts mit der Frage beschäftigt, was von diesem Ansatz zu halten ist.