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Sexismus

Barbarinnen – wenn Frauen zur Gefahr werden

Barbarinnen – wenn Frauen zur Gefahr werden

4.12.25
Olimpia Smolenska

In der heutigen Welt, die sich modern und gleichberechtigt nennen will, wirken alte Muster fort – Rivalität statt Solidarität, Anpassung statt Aufbruch. Der Essay fragt provokant: Wo sind die Barbaren des 21. Jahrhunderts? Er zeigt das Entstehen einer neuen weiblichen Kraft – einer Frau, die nicht zerstört, sondern verweigert, die sich alten Rollen entzieht und aus Schmerz schöpferische Kraft gewinnt. Durch Beispiele aus der Realität und der Literatur versucht der Text zu zeigen, dass wahre Veränderung nicht in Gehorsam, sondern im mutigen „Nein“ beginnt – und dass Solidarität unter den Frauen die eigentliche Revolution sein könnte.

Wir prämierten den Text mit dem zweiten Platz des diesjährigen Eisvogel-Preises für radikale Essayistik (Link).

Wer ihn lieber anhören möchte, findet ihn zusätzlich eingelesen von Caroline Will auf dem YouTube-Kanal der Halkyonischen Assoziation für radikale Philosophie (Link) oder auf Soundcloud (Link).

In der heutigen Welt, die sich modern und gleichberechtigt nennen will, wirken alte Muster fort – Rivalität statt Solidarität, Anpassung statt Aufbruch. Der Essay fragt provokant: Wo sind die Barbaren des 21. Jahrhunderts? Er zeigt das Entstehen einer neuen weiblichen Kraft– einer Frau, die nicht zerstört, sondern verweigert, die sich alten Rollen entzieht und aus Schmerz schöpferische Kraft gewinnt. Durch Beispiele aus der Realität und der Literatur versucht der Text zu zeigen, dass wahre Veränderung nicht in Gehorsam, sondern im mutigen „Nein“ beginnt – und dass Solidarität unter den Frauen die eigentliche Revolution sein könnte.

„Friede mit dem Islam“?

Wanderungen mit Nietzsche durch Glasgows muslimischen Süden: Teil 1

„Friede mit dem Islam“?

Wanderungen mit Nietzsche durch Glasgows muslimischen Süden: Teil 1

8.11.25
Henry Holland

In dem vorerst letzten Beitrag unserer Reihe „Wanderungen mit Nietzsche“ (Link) begibt sich unser Stammautor Henry Holland in eine für die meisten von uns unbekannte Welt. Er begab sich im Spätsommer zu Fuß in den muslimisch geprägten Süden der schottischen Großstadt Glasgow, um dort zwischen Charity-Shops, Moscheen, Buchläden und Restaurants mit den Bewohnern des Viertels ins Gespräch zu kommen und zu erkunden, wie es um den heutigen westlichen Islam bestellt: Wie ticken heutige in Europa lebende Muslime? Wie verstehen sie den Islam? Inwieweit sind sie in die säkulare britische Gesellschaft integriert? Und können Nietzsches Gedanken dabei helfen, ihre Perspektive besser zu verstehen?

Am Anfang seines Zweiteilers gibt Holland zunächst einen kurzen Einblick in den Forschungsstand zu Nietzsches Auseinandersetzung mit dem Islam und seiner Aneignung in der muslimischen Welt. Er berichtet dann über einen Vortrag von Timothy Winter über den französischen Theoretiker und Künstler Pierre Klossowski und dessen Verhältnis zum Bekenntnis Mohammeds. Diese Vorlesung war es, die ihn dazu inspirierte, diese Reise zu unternehmen, die ihn mitten in eines der meistdiskutierten Themen im Europa unserer Gegenwart führte: „Sag, wie hast du’s mit der Religion des Propheten?“ Der Artikel schließt mit dem Beginn seiner Aufzeichnungen.

Aus dem Englischen übersetzt von Lukas Meisner. Zum englischen Originaltext.

In dem vorerst letzten Beitrag unserer Reihe „Wanderungen mit Nietzsche“ (Link) reflektiert unser Stammautor Henry Holland, was er im Spätsommer erlebte, als er zu Fuß im muslimisch geprägten Süden der schottischen Großstadt Glasgow unterwegs war. Am Anfang seines Zweiteilers gibt Holland zunächst einen kurzen Einblick in den Forschungsstand zu Nietzsches Auseinandersetzung mit dem Islam und seine Aneignung in der muslimischen Welt. Er berichtet dann über einen Vortrag von Timothy Winter über den französischen Theoretiker und Künstler Pierre Klossowski und dessen Verhältnis zum Bekenntnis Mohammeds. Diese Vorlesung war es, die ihn dazu inspirierte, diese Reise zu unternehmen, die ihn mitten in eines der meistdiskutierten Themen im Europa unserer Gegenwart führte: „Sag, wie hast du’s mit der Religion des Propheten?“ Der Artikel schließt mit dem Beginn seiner Aufzeichnungen.

Warum sich viele nicht mehr für die Demokratie engagieren!

Individualismus als politische und soziale Gefahr bei Tocqueville und Nietzsche – aber auch als Chance

Warum sich viele nicht mehr für die Demokratie engagieren!

Individualismus als politische und soziale Gefahr bei Tocqueville und Nietzsche – aber auch als Chance

26.9.25
Hans-Martin Schönherr-Mann

Individualismus, gar Egoismus sind in allen politischen, religiösen und sozialen Lagern verpönt. Sie werden dem Liberalismus und dem Kapitalismus zugeschrieben. Solche Menschen setzen sich nicht für andere ein, engagieren sich nicht politisch oder für die Umwelt. Sie huldigen auch keinem gemeinsamen Weltverständnis und verhalten sich dadurch verantwortungslos. Die Nietzscheanerin lässt sich von solchen Verdikten nicht beeindrucken. Sie tanzt – nicht nur!

Individualismus, gar Egoismus sind in allen politischen, religiösen und sozialen Lagern verpönt. Sie werden dem Liberalismus und dem Kapitalismus zugeschrieben. Solche Menschen setzen sich nicht für andere ein, engagieren sich nicht politisch oder für die Umwelt. Sie huldigen auch keinem gemeinsamen Weltverständnis und verhalten sich dadurch verantwortungslos. Die Nietzscheanerin lässt sich von solchen Verdikten nicht beeindrucken. Sie tanzt – nicht nur!

Nietzsche und die intellektuelle Rechte

Ein Dialog mit Robert Hugo Ziegler

Nietzsche und die intellektuelle Rechte

Ein Dialog mit Robert Hugo Ziegler

15.9.25
Robert Hugo Ziegler & Paul Stephan

Nietzsche wurde von rechten Theoretikern und Politikern immer wieder zur Galionsfigur erhoben. Von Mussolini und Hitler bis hin zur AfD – immer wieder wird Nietzsche in Beschlag genommen, wenn es darum geht, der modernen Gesellschaft eine radikale reaktionäre Alternative entgegenzustellen. Besonders faszinierte Nietzsche die intellektuelle Rechte, etwa Autoren wie Ernst Jünger, Carl Schmitt und Martin Heidegger, die in den 20er Jahren ein kulturelles Vorfeld des aufziehenden Nationalsozialismus bildeten, auch wenn sie sich später von ihm teilweise distanzierten. Oft spricht man auch von der „Konservativen Revolution“1.

Was entnehmen diese Autoren Nietzsche und inwiefern lesen sie ihn einseitig und übersehen andere Potentiale in seinem Werk? Unser Autor Paul Stephan sprach darüber mit dem Philosophen Robert Hugo Ziegler.

Nietzsche wurde von rechten Theoretikern und Politikern immer wieder zur Galionsfigur erhoben. Von Mussolini und Hitler bis hin zur AfD – immer wieder wird Nietzsche in Beschlag genommen, wenn es darum geht, der modernen Gesellschaft eine radikale reaktionäre Alternative entgegenzustellen. Besonders faszinierte Nietzsche die intellektuelle Rechte, etwa Autoren wie Ernst Jünger, Carl Schmitt und Martin Heidegger, die in den 20er Jahren ein kulturelles Vorfeld des aufziehenden Nationalsozialismus bildeten, auch wenn sie sich später von ihm teilweise distanzierten. Oft spricht man auch von der „Konservativen Revolution“. Was entnehmen diese Autoren Nietzsche und inwiefern lesen sie ihn einseitig und übersehen andere Potentiale in seinem Werk? Unser Autor Paul Stephan sprach darüber mit dem Philosophen Robert Hugo Ziegler.

Dionysos ohne Eros

War Nietzsche ein Incel?

Dionysos ohne Eros

War Nietzsche ein Incel?

2.9.25
Christian Saehrendt

Dass sich Nietzsche schwer mit Frauen tat, ist allgemein bekannt. Um seine sexuelle Orientierung und Aktivität ranken sich bis heute Rätsel und Spekulationen. Immer wieder inspirierte diese Frage Künstlerinnen und Künstler zu provokant-spöttischen Darstellungen. Lässt er sich womöglich als „Incel“ bezeichnen? Als unfreiwilliger Junggeselle, im Sinne der heutigen Debatte um die frauenfeindliche „Incel-Bewegung“? Christian Saehrendt geht dieser Frage nach und versucht Licht ins Dunkel um Nietzsches kompliziertes Verhältnis zum „anderen Geschlecht“ zu bringen.

Dass sich Nietzsche schwer mit Frauen tat, ist allgemein bekannt. Um seine sexuelle Orientierung und Aktivität ranken sich bis heute Rätsel und Spekulationen. Immer wieder inspirierte diese Frage Künstlerinnen und Künstler zu provokant-spöttischen Darstellungen. Lässt er sich womöglich als „Incel“ bezeichnen? Als unfreiwilliger Junggeselle, im Sinne der heutigen Debatte um die frauenfeindliche „Incel-Bewegung“? Christian Saehrendt geht dieser Frage nach und versucht Licht ins Dunkel um Nietzsches kompliziertes Verhältnis zum „anderen Geschlecht“ zu bringen.

Im Dialog mit Nietzsche

KI, Philosophie und die Suche nach Authentizität

Im Dialog mit Nietzsche

KI, Philosophie und die Suche nach Authentizität

25.8.25
Paul Stephan & ChatGPT

Vor einem Jahr führte unser Autor Paul Stephan zu Nietzsches 124. Todestag einen kleinen „Dialog“ mit ChatGPT durch, um zu sehen, inwieweit das vielgehypte Programm dazu geeignet ist, über komplexe philosophische Fragen zu diskutieren (Link). Paul Stephan fütterte es nun, zum 125., mit teilweise denselben, teilweise veränderten Fragen. Ob es besser geworden ist? Urteilen Sie selbst.

Es folgt ein stark gekürztes Exzerpt des Gesprächs. Den vollständigen kommentierten „Dialog“ finden Sie hier [Link].

Das Artikelbild wurde von ChatGPT selbst auf die Bitte hin, ein Bild zu diesem Chat zu generieren, erstellt. Die anderen Bilder wurden erneut von der Software DeepAI erstellt zum Prompt: „A picture of Friedrich Nietzsche with a quote by him.“ [„Ein Bild Friedrich Nietzsches mit einem Zitat von ihm.“]

Lesen Sie auch den philosophischen Kommentar unseres Autors zu diesem Gespräch (Link).

Vor einem Jahr führte unser Autor Paul Stephan zu Nietzsches 124. Todestag einen kleinen „Dialog“ mit ChatGPT durch, um zu sehen, inwieweit das vielgehypte Programm dazu geeignet ist, über komplexe philosophische Fragen zu diskutieren (Link). Paul Stephan fütterte es nun, zum 125., mit teilweise denselben, teilweise veränderten Fragen. Ob es besser geworden ist? Urteilen Sie selbst. Es folgt ein stark gekürztes Exzerpt des Gesprächs. Den vollständigen kommentierten „Dialog“ finden Sie hier [Link]. Das Artikelbild wurde von ChatGPT selbst auf die Bitte hin, ein Bild zu diesem Chat zu generieren, erstellt. Die anderen Bilder wurden erneut von der Software DeepAI erstellt zum Prompt: „A picture of Friedrich Nietzsche with a quote by him.“ [„Ein Bild Friedrich Nietzsches mit einem Zitat von ihm.“]

Das Chamäleon Nietzsche  

Vom Scheitern des nietzscheanischen Materialismus

Das Chamäleon Nietzsche

Vom Scheitern des nietzscheanischen Materialismus

22.8.25
Estella Walter

Die Verbindung zwischen Marx(ismus) und Nietzsche(anismus) war auf unserem Blog schon wiederholt ein Thema. Inwiefern lassen sich die Gedanken des wohl wichtigsten Theoretikers der Linken und des philosophischen Chamäleons, der bekennender Antisozialist und Antifeminist war und u. a. Goebbels und Mussolini inspirierte, in sinnvollerweise Weise verbinden. Während es immer wieder Versuche eines linken Nietzscheanismus gab, fällt Estella Walters Fazit in diesem streitbaren Thesenartikel skeptisch aus: Zu unüberbrückbar sei der Gegensatz zwischen „historisch-dialektischem Materialismus“ und Nietzsches Idee des Willens zur Macht. Jenseits seiner Zeitdiagnose stelle sein Denken nur wenig emanzipatorischen Inhalt bereit.

Die Verbindung zwischen Marx(ismus) und Nietzsche(anismus) war auf unserem Blog schon wiederholt ein Thema. Inwiefern lassen sich die Gedanken des wohl wichtigsten Theoretikers der Linken und des philosophischen Chamäleons, der bekennender Antisozialist und Antifeminist war und u. a. Goebbels und Mussolini inspirierte, in sinnvollerweise Weise verbinden. Während es immer wieder Versuche eines linken Nietzscheanismus gab, fällt Estella Walters Fazit in diesem streitbaren Thesenartikel skeptisch aus: Zu unüberbrückbar sei der Gegensatz zwischen „historisch-dialektischem Materialismus“ und Nietzsches Idee des Willens zur Macht. Jenseits seiner Zeitdiagnose stelle sein Denken nur wenig emanzipatorischen Inhalt bereit.

Mythomanen in dürftiger Zeit

Über Klaus Kinski und Werner Herzog

Mythomanen in dürftiger Zeit

Über Klaus Kinski und Werner Herzog

16.7.25
Paul Stephan

Werner Herzog (geb. 1942), von Linus Wörffel als „Mythomane“ bezeichnet, und Klaus Kinski (1926–1991) zählen zu den führenden Gestalten des deutschen Nachkriegskinos. Der Filmemacher und der Schauspieler drehten in den 70er und 80er Jahren fünf Spielfilme, die zu den Klassikern der Geschichte des Mediums zählen. Es sind Hymnen an einen tragischen Heroismus, in denen sich unschwer der Geist Nietzsches erkennen lässt. Aus „Baut eure Städte an den Vesuv!“ wird „Baut Opernhäuser im Regenwald!“.

Werner Herzog (geb. 1942), von Linus Wörffel als „Mythomane“ bezeichnet, und Klaus Kinski (1926–1991) zählen zu den führenden Gestalten des deutschen Nachkriegskinos. Der Filmemacher und der Schauspieler drehten in den 70er und 80er Jahren fünf Spielfilme, die zu den Klassikern der Geschichte des Mediums zählen. Es sind Hymnen an einen tragischen Heroismus, in denen sich unschwer der Geist Nietzsches erkennen lässt. Aus „Baut eure Städte an den Vesuv!“ wird „Baut Opernhäuser im Regenwald!“.

Moralische Schwäche in Macht verwandeln

Nietzsche und der Ressentiment-Vorwurf

Moralische Schwäche in Macht verwandeln

Nietzsche und der Ressentiment-Vorwurf

4.7.25
Hans-Martin Schönherr-Mann

Fremde erscheinen vielen unheimlich. Prompt befürchten sie, dass diese Fremden ihnen schaden. Viele passabel Verdienende halten Bürgergeldempfänger für faul und gönnen diesen daher die staatliche Unterstützung nicht. Vielen Gebildeten erscheinen Ungebildete grob und einfältig, mit denen sie daher möglichst nichts zu tun haben wollen, denen sie nicht trauen. Religiöse Menschen fürchten sich oft vor Atheisten, die ihrerseits Berührungsängste vor der Religion haben. Was man nicht kennt, erscheint häufig als gefährlich und das wertet man vorschnell ab. Solcherart Vorurteile führen zur Ablehnung, die sich häufig so verfestigt, dass Gegenargumente gar nicht mehr gehört werden. Das ist Ressentiment, das es schon lange gibt, das aber heute in vielen politischen und sozialen Debatten Konsens fast unmöglich macht. Das kann in Hass und Verachtung ausarten und daran anschließend in Gewalt ob zwischen Arm und Reich, Rechts und Links, Machos und Feministinnen, Abtreibungsgegnern und Abtreibungsbefürwortern, Vegetariern und Fleischessern. Wenn sich eine Seite durchsetzt, zwingt sie den anderen ihre Werte auf, wird das Ressentiment sogar schöpferisch. Allemal verhindert es, dass man sich darum bemüht, den anderen zu verstehen. Für Nietzsche treibt das Ressentiment seit langem den Streit über das moralisch Gebotene.

„Ressentiment“ ist einer der Schlüsselbegriffe von Nietzsches Spätwerk. Der Philosoph meint damit einen verinnerlichten und verfestigten Affekt der Rache, der zur Herausbildung eines insgesamt verneinenden Weltzugangs führt. Insbesondere in Zur Genealogie der Moral versucht Nietzsche zu zeigen, dass die gesamte europäische Kultur seit dem Aufstieg des Christentums auf diesem Affekt fuße. Judentum und Christentum propagierten in ihrem Hass auf die Aristokraten eine Ethik der Schwachen – in diesem Akt werde das Ressentiment kreativ. Nietzsche will nun mit einer neuen kreativen Ethik zu einer neuerlichen Umwertung der Werte beitragen, um zu einer lebensbejahenden aristokratischen Ethik der „Starken“ zurückzufinden. Hans-Martin Schönherr-Mann führt in diesem Artikel in Nietzsches Überlegungen zum Ressentiment ein und arbeitet heraus, was den gegenseitigen Ressentiment-Vorwurf bis heute so populär macht.

Fremde erscheinen vielen unheimlich. Prompt befürchten sie, dass diese Fremden ihnen schaden. Viele passabel Verdienende halten Bürgergeldempfänger für faul und gönnen diesen daher die staatliche Unterstützung nicht. Vielen Gebildeten erscheinen Ungebildete grob und einfältig, mit denen sie daher möglichst nichts zu tun haben wollen, denen sie nicht trauen. Religiöse Menschen fürchten sich oft vor Atheisten, die ihrerseits Berührungsängste vor der Religion haben. Was man nicht kennt, erscheint häufig als gefährlich und das wertet man vorschnell ab. Solcherart Vorurteile führen zur Ablehnung, die sich häufig so verfestigt, dass Gegenargumente gar nicht mehr gehört werden. Das ist Ressentiment, das es schon lange gibt, das aber heute in vielen politischen und sozialen Debatten Konsens fast unmöglich macht. Das kann in Hass und Verachtung ausarten und daran anschließend in Gewalt ob zwischen Arm und Reich, Rechts und Links, Machos und Feministinnen, Abtreibungsgegnern und Abtreibungsbefürwortern, Vegetariern und Fleischessern. Wenn sich eine Seite durchsetzt, zwingt sie den anderen ihre Werte auf, wird das Ressentiment sogar schöpferisch. Allemal verhindert es, dass man sich darum bemüht, den anderen zu verstehen. Für Nietzsche treibt das Ressentiment seit langem den Streit über das moralisch Gebotene. „Ressentiment“ ist einer der Schlüsselbegriffe von Nietzsches Spätwerk. Der Philosoph meint damit einen verinnerlichten und verfestigten Affekt der Rache, der zur Herausbildung eines insgesamt verneinenden Weltzugangs führt. Insbesondere in Zur Genealogie der Moral versucht Nietzsche zu zeigen, dass die gesamte europäische Kultur seit dem Aufstieg des Christentums auf diesem Affekt fuße. Judentum und Christentum propagierten in ihrem Hass auf die Aristokraten eine Ethik der Schwachen – in diesem Akt werde das Ressentiment kreativ. Nietzsche will nun mit einer neuen kreativen Ethik zu einer neuerlichen Umwertung der Werte beitragen, um zu einer lebensbejahenden aristokratischen Ethik der „Starken“ zurückzufinden. Hans-Martin Schönherr-Mann führt in diesem Artikel in Nietzsches Überlegungen zum Ressentiment ein und arbeitet heraus, was den gegenseitigen Ressentiment-Vorwurf bis heute so populär macht.

Zwischen Ungeheuern und Abgründen

Wanderungen durch den Nihilismus der Moderne auf den Spuren Nietzsches und Kierkegaards – Teil 1

Zwischen Ungeheuern und Abgründen

Wanderungen durch den Nihilismus der Moderne auf den Spuren Nietzsches und Kierkegaards – Teil 1

5.5.25
Paul Stephan

Wie in unserer Artikelserie „Wanderungen mit Nietzsche“ bereits deutlich wurde, spielt die Metapher des Wanderns in Nietzsches Werk eine fundamentale Rolle. In diesem zweiteiligen Essay untersucht Paul Stephan, inwiefern bei Nietzsche der Wanderer als Personifikation des modernen Nihilismus dient und er damit ein zentrales Leitthema der kulturellen Moderne variiert, das sich u. a. auch den Schriften des dänischen Philosophen Søren Kierkegaard, der am 5. Mai 1813 in Kopenhagen geboren wurde, wo er am 11. November 1855 auch verstarb, entnehmen lässt.

Wie in unserer Artikelserie „Wanderungen mit Nietzsche“ bereits deutlich wurde, spielt die Metapher des Wanderns in Nietzsches Werk eine fundamentale Rolle. In diesem zweiteiligen Essay untersucht Paul Stephan, inwiefern bei Nietzsche der Wanderer als Personifikation des modernen Nihilismus dient und er damit ein zentrales Leitthema der kulturellen Moderne variiert, das sich u. a. auch den Schriften des dänischen Philosophen Søren Kierkegaard, der am 5. Mai 1813 in Kopenhagen geboren wurde, wo er am 11. November 1855 auch verstarb, entnehmen lässt.

Mit Nietzsche im Gepäck durch Südostasien II

Kambodscha

Mit Nietzsche im Gepäck durch Südostasien II

Kambodscha

20.3.25
Natalie Schulte

Unsere Autorin Natalie Schulte ist neun Monate lang in Südostasien mit dem Fahrrad unterwegs gewesen und berichtet in einer kurzen Essayreihe von ihren Reiseerfahrungen mit und ohne Nietzsche. Diesmal geht es um die weite Ebene Kambodschas und die Tempelanlagen von Angkor mitten im Dschungel.

(Link zu Teil 1 zu Vietnam)

Unsere Autorin Natalie Schulte ist neun Monate lang in Südostasien mit dem Fahrrad unterwegs gewesen und berichtet in einer kurzen Essayreihe von ihren Reiseerfahrungen mit und ohne Nietzsche. Diesmal geht es um die weite Ebene Kambodschas und die Tempelanlagen von Angkor mitten im Dschungel.

Kafkas und Nietzsches vor dem Staat flüchtender Mensch

Oder: Frau-Werden nach Deleuze & Guattari

Kafkas und Nietzsches vor dem Staat flüchtender Mensch

Oder: Frau-Werden nach Deleuze & Guattari

3.12.24
Hans-Martin Schönherr-Mann

Kafka und Nietzsche eint die Auseinandersetzung mit Staat und Bürokratie. Deleuze & Guattari, deren Werke sich auf beide stützen, entwickeln eine unpolitische Antwort auf die fatale politische Situation, nämlich Verwandlungen nach Kafka, ein über sich Hinauswachsen nach Nietzsche, was man als Fluchtlinien aus einer bevormundenden Gesellschaft verstehen kann.

Kafka und Nietzsche eint die Auseinandersetzung mit Staat und Bürokratie. Deleuze & Guattari, deren Werke sich auf beide stützen, entwickeln eine unpolitische Antwort auf die fatale politische Situation, nämlich Verwandlungen nach Kafka, ein über sich Hinauswachsen nach Nietzsche, was man als Fluchtlinien aus einer bevormundenden Gesellschaft verstehen kann.

Nietzsche im Kreuzfeuer des Kulturkampfs

Zwei aktuelle Perspektiven im Vergleich

Nietzsche im Kreuzfeuer des Kulturkampfs

Zwei aktuelle Perspektiven im Vergleich

27.11.24
Paul Stephan

Dass Nietzsche in seiner Wirkungsgeschichte quer durch alle politischen Lager hindurch gelesen und vereinnahmt wurde, ist hinreichend bekannt. Doch wie steht es mit unserer Gegenwart? Paul Stephan untersucht die Schriften von zwei Autoren, die in etwa so alt sind wie er selbst, Mitte/Ende 30, und deren Blickwinkel auf Nietzsche unterschiedlicher kaum sein könnte: Während der französische Publizist und Youtuber Julien Rochedy Nietzsche zum Vordenker eines rechten Kulturkampfs erklärt, bringt ihn der deutsche Philosoph und Politikwissenschaftler Karsten Schubert für eine linke Identitätspolitik in Anschlag. Unseren Autoren überzeugen beide Positionen nicht so recht, sie bewegen sich vielmehr ganz im Rahmen der herrschenden Simulation von Politik als Kulturkampf, der es die Besinnung auf die wirklich drängenden Lebensprobleme der gegenwärtigen Menschheit entgegenzusetzen gälte.

Dass Nietzsche in seiner Wirkungsgeschichte quer durch alle politischen Lager hindurch gelesen und vereinnahmt wurde, ist hinreichend bekannt. Doch wie steht es mit unserer Gegenwart? Paul Stephan untersucht die Schriften von zwei Autoren, die in etwa so alt sind wie er selbst, Mitte/Ende 30, und deren Blickwinkel auf Nietzsche unterschiedlicher kaum sein könnte: Während der französische Publizist und Youtuber Julien Rochedy Nietzsche zum Vordenker eines rechten Kulturkampfs erklärt, bringt ihn der deutsche Philosoph und Politikwissenschaftler Karsten Schubert für eine linke Identitätspolitik in Anschlag. Unseren Autoren überzeugen beide Positionen nicht so recht, sie bewegen sich vielmehr ganz im Rahmen der herrschenden Simulation von Politik als Kulturkampf, der es die Besinnung auf die wirklich drängenden Lebensprobleme der gegenwärtigen Menschheit entgegenzusetzen gälte.

Nietzsche dingfest machen

Nietzsche dingfest machen

11.7.24
Natalie Schulte

Hat Nietzsche eindeutige philosophische Lehren? Mit Nietzsches Vieldeutigkeit wird bis heute gekämpft. Wann meint er, was er sagt? In ihrem Essay geht Natalie Schulte der Frage nach, wo inmitten von assimilierender Vereindeutigung durch weltanschauliche Programme einerseits und akademisch versierte Zerstreuung von Nietzsches Gedankenbauten in zahl- und zusammenhangslose Fragmente und Perspektiven andererseits die heutige Auseinandersetzung mit Nietzsche ihre entscheidenden Herausforderungen zu verorten hat. Zwischen den Gefahren der Vereindeutigung seiner Philosophie und der grenzenlosen Relativierung seiner Thesen sucht sie nach einem fruchtbaren dritten Weg, mit der Frage nach dem „eigentlichen Nietzsche“ umzugehen.

Hat Nietzsche eindeutige philosophische Lehren? Mit Nietzsches Vieldeutigkeit wird bis heute gekämpft. Wann meint er, was er sagt? In ihrem Essay geht Natalie Schulte der Frage nach, wo inmitten von assimilierender Vereindeutigung durch weltanschauliche Programme einerseits und akademisch versierte Zerstreuung von Nietzsches Gedankenbauten in zahl- und zusammenhangslose Fragmente und Perspektiven andererseits die heutige Auseinandersetzung mit Nietzsche ihre entscheidenden Herausforderungen zu verorten hat. Zwischen den Gefahren der Vereindeutigung seiner Philosophie und der grenzenlosen Relativierung seiner Thesen sucht sie nach einem fruchtbaren dritten Weg, mit der Frage nach dem „eigentlichen Nietzsche“ umzugehen.

Das Pfeifen im Walde, der Schrei nach Liebe

Nietzsches Echo in der Heavy-Metal-Musikszene

Das Pfeifen im Walde, der Schrei nach Liebe

Nietzsches Echo in der Heavy-Metal-Musikszene

1.7.24
Christian Saehrendt

Wie kaum ein anderer Philosoph hat Friedrich Nietzsche Spuren in der Populärkultur hinterlassen – weniger im gefälligen Unterhaltungsmainstream, dafür eher in Subkulturen und in künstlerischen Positionen, die als „edgy“ und „dark“ gelten. In dieser „Underworld“ sind Nietzsches Aphorismen, Schlagworte, Parolen und Invektiven weit verbreitet – etwa in den auf gesellschaftliche und ästhetische Provokation fixierten musikalischen Genres von Heavy Metal, Hardcore und Punk. Woran liegt das?

Wie kaum ein anderer Philosoph hat Friedrich Nietzsche Spuren in der Populärkultur hinterlassen – weniger im gefälligen Unterhaltungsmainstream, dafür eher in Subkulturen und in künstlerischen Positionen, die als „edgy“ und „dark“ gelten. In dieser „Underworld“ sind Nietzsches Aphorismen, Schlagworte, Parolen und Invektiven weit verbreitet – etwa in den auf gesellschaftliche und ästhetische Provokation fixierten musikalischen Genres von Heavy Metal, Hardcore und Punk. Woran liegt das?